Bericht für das 4. Quartal 2024

Im Berichtszeitraum zeigte vor allem der klare Wahlsieg der US-Republikaner unter Donald Trump Wirkung an den Märkten. Zusammen mit den US-Aktien und dem US-Dollar stiegen allerdings auch die Inflationserwar­tungen und Anleiherenditen in den USA. Außerhalb des Landes befürchtet man dagegen Handelsstreitigkeiten und Zollerhöhungen.

Konjunktur, Inflation und Leitzinsen

Konjunktur und Arbeitsmarkt in den USA zeigten sich weiterhin in einer robusten Verfassung. Die sorgenvol­len Blicke der Märkte galten eher den Wirtschaftsdaten aus China. So leidet die Volksrepublik weiterhin unter verschleppten Problemen. Hierzu zählen marode Staatskonzerne, fehlgeleitete Milliardensummen bei Wohnimmobilien und ein schwaches Konsumentenver­trauen. Überkapazitäten in der Industrie erhöhen das Angebot chinesischer Exporte auf den Weltmärkten, wo­gegen sich in den USA und in Europa zunehmend Wi­derstand organisiert, vor allem bei E-Automobilen.

Der klare Wahlsieg der Republikaner mit ihrem Kandi­daten Donald Trump freute zwar die Wallstreet, löste in­ternational aber eine größere Angst vor Zollerhöhungen und Handelsstreitigkeiten aus. Zudem droht damit ein schon überwunden geglaubtes Problem in die USA zu­rückzukehren: Inflation. Sowohl die angekündigten Zölle als auch eine deutlich verschärfte Einwanderungspolitik würden viele Preise in den USA steigen lassen. Im Wahlkampf hatte Trump zwar versprochen, für fallende Preise zu sorgen. Dieses Wahlversprechen erklärte er aber bereits kurz nach der Wahl für unrealistisch.

Auch Trumps Ankündigung, das US-Staatsdefizit deut­lich zu senken, wurde ihm von den Märkten mehrheitlich nicht geglaubt. So verzeichneten US-Staatsanleihen in Reaktion auf seine Wahl Kursverluste. Damit näherten sich die Anleiherenditen in den USA dem bislang höhe­ren Zinsniveau am US-Dollar-Geldmarkt an, zumal die US-Notenbank Fed erwartungsgemäß ihren Leitzins so­wohl im November als auch im Dezember um jeweils 25 Basispunkte auf 4,25 bis 4,50 Prozent senkte. Im Zins­erhöhungszyklus von 2022 bis Mitte 2023 hatte sie den Leitzins über die Kapitalmarktzinsen hinaus angehoben, um die Inflation zu bekämpfen.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) senkte ihre Leitzinsen im vierten Quartal den Erwartungen entspre­chend zwei Mal um je einen viertel Prozentpunkt. Der Einlagezins, den die EZB an die Geschäftsbanken mit EZB-Guthaben zahlt, sank damit auf 3,00 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsban­ken Geld bei der EZB leihen können, wurde auf 3,15 Prozent gesenkt. Für 2025 rechnen die Märkte mit wei­teren Zinssenkungen in der Eurozone. Ausmaß und Tempo von Leitzinssenkungen in den USA dürften aller­dings geringer ausfallen. War der Markt zunächst noch von mindestens vier Leitzinssenkungen im Jahr 2025 ausgegangen, wurden am Jahresende nur noch zwei weitere Schritte um je 25 Basispunkte eingepreist.

Renten, Währungen und Rohstoffe

Die Anleihemärkte erlebten nach der guten Kursent­wicklung im dritten Quartal nun Gegenwind. In Reaktion auf den Ausgang der US-Wahlen verzeichneten vor al­lem US-Staatsanleihen Kursverluste. Mitte September, als der Wahlausgang offen erschien, hatte die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bei nur 3,6 Prozent ei­nen unteren Wendepunkt markiert. Mit der Erwartung und anschließenden Bestätigung des Trump-Wahlsiegs stieg die Rendite im November bis auf 4,5 Prozent.

Als die US-Notenbank schließlich im Dezember die Er­wartungen an weitere Leitzinssenkungen reduzierte, nä­herten sich die Anleiherenditen ihrem Jahreshoch aus dem April, das bei 4,74 Prozent gelegen hatte. Die Ren­dite der zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterte bis auf 4,64 Prozent und beendete das Jahr bei 4,57 Pro­zent. Dies bedeutet für das vierte Quartal einen Anstieg um 0,77 Prozentpunkte.

An den europäischen Rentenmärkten fiel der Rendi­teanstieg im Endergebnis weniger stark aus, weil auf die Kursverluste aus dem Oktober eine Erholung im No­vember folgte, bevor im Dezember auch diesseits des Atlantiks die Anleiherenditen wieder kletterten. Die Ren­dite deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit lag am Jahresende mit 2,36 Prozent aber nur 0,23 Pro­zentpunkte höher als drei Monate zuvor. Der Bund-Fu­ture, der die Kursentwicklung deutscher Bundesanlei­hen an der Terminbörse angibt, verzeichnete im vierten Quartal einen Kursrückgang um gut ein Prozent (auf 133,4 Punkte).

An den Devisenmärkten lieferte die Aussicht auf nicht so stark fallende US-Zinsen einen Grund für einen An­stieg des US-Dollars. Dieser brach gegenüber dem Eu­ro aus der seit Anfang 2023 gültigen Bandbreite von 1,045 bis 1,125 US-Dollar je Euro aus. Der größer als erwartete Zinsvorteil des US-Dollars führte die US-ame­rikanische Währung mit zeitweilig nur 1,02 US-Dollar für einen Euro in Richtung der Eins-zu-Eins-Parität zum Euro. Der Wechselkurs von 1,035 US-Dollar pro Euro am Jahresende bedeutet einen Anstieg um 7,1 Prozent im vierten Quartal. Gegenüber dem japanischen Yen verteuerte sich die US-Währung sogar um 9,3 Prozent auf 157 Yen pro US-Dollar.

Kryptowährungen profitierten stark vom Trump-Wahl­sieg. Zwar hatte Trump den Bitcoin früher als „Betrug“ bezeichnet, aber im Wahlkampf eine 180-Grad-Wende vollzogen. Im Sommer hatte sich der Republikaner auf einer Bitcoin-Konferenz selbst zum „Bitcoin-Präsiden­ten“ gekürt und angekündigt, die USA zum „Krypto-Zen­trum des Planeten“ zu machen. Dazu versprach Trump, das regulatorische Umfeld für Kryptowährungen zu lo­ckern. Zudem hatte Trump mehrfach erklärt, eine seiner ersten Amtshandlungen als US-Präsident werde es sein, den Chef der Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, wegen dessen „Kryptofeindlichkeit“ zu feuern. Trump kündigte überdies an, eine nationale Reserve in Bitcoin anzulegen.

Der Bitcoin sprang deshalb in Reaktion auf den Wahl­sieg über sein bisheriges Rekordhoch aus dem Frühjahr und kletterte im Dezember erstmals über 100.000 US-Dollar. Die älteste und bekannteste Kryptowährung be­endete das Jahr schließlich bei rund 93.400 US-Dollar, was gegenüber Ende September einen Anstieg um 48 Prozent bedeutet. Andere Digitalwährungen konnten prozentual deutlich stärker zulegen, darunter XRP von Ripple, die früher unter Regulierungswünschen der SEC besonders gelitten hatte.

Die Rohstoffmärkte zeigten sich im vierten Quartal ver­gleichsweise wenig volatil. Der Ölpreis stabilisierte sich nach dem Rückgang in den Vormonaten und beendete das Quartal rund dreieinhalb Prozent höher bei knapp 71 US-Dollar für ein Barrel der US-Ölsorte WTI und bei knapp 74 US-Dollar für die Nordsee-Ölsorte Brent.

Der Goldpreis setzte seinen Anstieg auf neue Rekord­höhen bis Ende Oktober fort. Mit 2.790 US-Dollar pro Unze wurde eine neue Höchstmarke aufgestellt. In der ersten Novemberhälfte gab es eine scharfe Gegenbe­wegung bis 2.537 US-Dollar. Möglicherweise waren aus Sorge um mögliche Unruhen in den USA nach den Wahlen Goldpositionen eingegangen worden, die an­schließend wieder aufgelöst wurden. In den letzten Wo­chen des Jahres dürfte die Ankündigung verlangsamter US-Zinssenkungen eine Rückkehr in den Aufwärtstrend verhindert haben. Zum einen verteuert ein steigender US-Dollar aus Sicht anderer Währungen Gold, das in­ternational gegen US-Dollar gehandelt wird.

Zum anderen sind verzinsliche Anlagen umso attraktiver gegenüber dem zinslosen Gold, je höher die Zinsen bleiben. Letztendlich lag der Goldpreis am Jahresende mit 2.624 US-Dollar fast wieder genau da, wo er drei Monate zuvor gelegen hatte. In Euro ergibt sich allein aufgrund des gestiegenen US-Dollars ein Plus von gut 7 Prozent auf rund 2.535 Euro pro Unze.

Silber scheiterte mit dem Versuch einer Aufholjagd. Zwar wurde im Oktober mit 34,86 US-Dollar pro Unze vorübergehend der höchste Preis seit 2012 erreicht. In den letzten Wochen des Jahres sackte der Silberpreis schließlich wieder ab und beendete das Jahr bei knapp 29 US-Dollar pro Unze und damit 7,2 Prozent tiefer als Ende September. Platin und Palladium verloren mit Preisrückgängen von 7,5 und 8,9 Prozent noch mehr. Der Kupferpreis kehrte angesichts der schwachen Welt­konjunktur in die Nähe seines Sommertiefs unter 9.000 US-Dollar pro Tonne zurück. Der Bloomberg Commodity Index verzeichnet für den Berichtszeitraum, stabilisiert durch den Ölpreis, zum Quartalsultimo ein Minus von 1,5 Prozent.

Aktienmärkte

An den US-Aktienmärkten war der Auftakt in das vierte Quartal zunächst von Gewinnmitnahmen geprägt, zu­mal sorgenvolle Blicke immer wieder einer möglichen Eskalation des Nahost-Konflikts und der russischen Ag­gression gegen die Ukraine galten. Zudem tauchten wiederholt Bedenken auf, dass die Erwartungen an wei­tere US-Zinssenkungen und an die chinesischen Kon­junkturprogramme überzogen sein könnten.

Die KI-Chip-Aktie Nvidia erreichte trotzdem neue Re­kordhöhen, womit der Börsenwert des Unternehmens dreieinhalb Billionen US-Dollar erreichte. Nachdem die Berichtssaison mit guten Geschäftsergebnissen von Großbanken wie JP Morgan begonnen hatte, verfehlten allerdings der Mikrochip-Maschinen-Hersteller ASML, der Luxusgüter-Konzern LVMH und der US-Krankenver­sicherer UnitedHealth die Erwartungen, was auch ande­re Aktien der jeweiligen Branche belastete.

Die Mikrochip-Branche stabilisierte sich angesichts ei­nes guten Ausblicks des größten Chipherstellers der Welt, TSMC aus Taiwan. Der Streamingdienst Netflix konnte viele Neukunden gewinnen, bei denen Werbung geschaltet wird, was der Aktie zu neuen Rekordkursen verhalf und Tech-Aktien weiter stabilisierte. Viel Auf­merksamkeit zog die volatile Tesla-Aktie auf sich. Zu­nächst überzeugten die Pläne zur Einführung selbstfah­render Taxen den Markt nicht, dann überraschte der Au­tomobilhersteller mit einer erfolgreichen Senkung sei­ner Produktionskosten positiv. Schließlich profitierte die Tesla-Aktie von der Nähe des Tesla-Chefs Elon Musk zum designierten US-Präsidenten Donald Trump.

Dessen klarer Wahlsieg löste den sogenannten Trump Trade aus. Ähnlich wie der „Trump Jump“-Kurssprung bei seiner Wahl 2016 stiegen die Aktienkurse in Erwar­tung weiterer Steuersenkungen und Deregulierungen für Unternehmen. Diesen Wahlkampfversprechungen steht allerdings das Risiko einer wieder höheren Inflati­on gegenüber, denn sowohl die angekündigte Massen­abschiebung von Ausländern als auch massive Zoller­höhungen würden das Lohn- und Preisniveau in den USA steigen lassen.

Der Dow Jones Industrial Average erreichte Anfang De­zember einen neuen Rekordstand bei 45.073,6 Zählern und der S&P-Index berührte erstmals in seiner Ge­schichte die Marke von 6.100 Punkten. Die von großen Technologie-Aktien geprägten Nasdaq-Indizes setzten ihren Anstieg im Dezember zunächst noch fort. So er­reichte der Nasdaq-100 mit 22.133 Zählern einen neuen Höchststand, bevor die US-Notenbank die gute Stim­mung beendete, als ihr Präsident die Erwartung von Leitzinssenkungen im kommenden Jahr deutlich dämpf­te. Der Dow Jones beendete das Jahr schließlich bei 42.544 Punkten, was für das vierte Quartal nur ein Mini-Plus von plus 0,5 Prozent bedeutet. Beim S&P-500 ver­blieb mit dem Schlussstand 5.881,6 Zähler ein Zuwachs von 2,1 Prozent, beim Nasdaq-100 immerhin ein Quar­talsgewinn von 4,7 Prozent auf 21.012 Indexpunkte.

Nach dem Trump-Wahlsieg taten sich angesichts der angekündigten „America First“-Politik die Aktienmärkte außerhalb der USA eher schwer mit Kursgewinnen. Der europäische Leitindex Euro-STOXX-50 verlor bis Mitte November unter dem Eindruck der Trump-Wahl gegen­über seinem Jahreshoch bei 5.122 Zählern aus dem April rund 9 Prozent bis auf 4.700 Punkte. Als Verlierer der geopolitischen Entwicklung gelten insbesondere deutsche Automobilhersteller, die bislang viele hoch­margige Modelle in den USA und in China verkauften.

Aber auch andere Branchen würden unter Handelskon­flikten mit höheren Zöllen leiden. Der DAX konnte sei­nen Rückgang besser begrenzen – vor allem dank ei­nes fortgesetzten Aufwärtstrends der hoch gewichteten Aktie des Softwareherstellers SAP. Im Dezember er­reichte der DAX sogar erstmals die Marke von 20.000 Punkten und beendete das Jahr mit 19.909 Zählern nicht viel tiefer. Für das vierte Quartal bedeutet das ei­nen Anstieg um 3,0 Prozent. Dass die große Mehrheit der Aktien schlechter abschnitt als die von wenigen gro­ßen Konzernaktien geprägten Leitindizes, zeigt ein Blick auf die Nebenwerteindizes. Der MDAX verzeichnet für das vierte Quartal einen Verlust von 4,7 Prozent, der SDAX einen Rückgang um 3,2 Prozent.

Der japanische Aktienmarkt zeigte im Berichtszeitraum eine abwartende Seitwärtsbewegung. Der Nikkei-225-Index setzte seine Pendelbewegung in der Bandbreite zwischen 37.600 und 40.400 Punkten fort. Unterstüt­zend wirkte dabei die Abschwächung des japanischen Yen, die der japanischen Exportwirtschaft hilft. So gab es kurz vor dem Jahresende in Tokio nochmal steigende Aktienkurse, womit der Nikkei-225-Index im vierten Quartal auf ein Plus von 5,2 Prozent auf 39.895 Zähler kommt und der Topix auf einen ganz ähnlichen Anstieg um 5,3 Prozent.

Nachdem Maßnahmen der chinesischen Zentralbank People‘s Bank of China (PBoC) in der zweiten Septem­berhälfte eine Kursrallye an den chinesischen Aktien­märkten ausgelöst hatten, setzen Gewinnmitnahmen ein und ein Großteil der Kursgewinne ging wieder verlo­ren. Anleger vermissten eine Konkretisierung der Maß­nahmen. So sackte der Hang Seng Index der Börse in Hongkong, der in der Spitze der Kursrallye Anfang Ok­tober 23.240 Zähler erreicht hatte, wieder bis auf rund 19.000 Punkte ab. Der Index beendete das Quartal bei 20.060 Zählern mit einem Verlust von 2,8 Prozent. Auch am indischen Aktienmarkt, der bis Ende September ho­he Kursgewinne verzeichnet hatte, konnte das erreichte Kursniveau nicht gehalten werden. Der Sensex-30 In­dex der Bombay Stock Exchange beendete das Quartal mit einem Verlust von 7,3 Prozent. Der koreanische Ak­tienmarkt litt nicht nur unter den Sorgen um die interna­tionalen Handelsbeziehungen, sondern auch unter der Regierungs- und Verfassungskrise im Land. Der Aktien­kurs des Schwergewichts Samsung Electronics fiel auf den tiefsten Wert seit der Corona-Pandemie 2020. Der KOSP-Index der Börse Seoul beendete das Quartal mit einem Verlust von 7,5 Prozent.

Dass der Goldpreis seinen Anstieg ab November nicht mehr fortsetzte, belastete die Aktien der Goldminenbe­treiber. Gleichzeitig stiegen aber deren Förderkosten stärker als erwartet, so beim Branchenprimus Newmont, dessen Quartalszahlen bereits im Oktober für Enttäu­schung sorgten. Der FT Goldmines Branchenindex ver­zeichnete für den Berichtszeitraum einen Rückgang um 18,3 Prozent.

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Bericht für das 3. Quartal 2024

Die Begeisterung der Aktienmärkte für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ließ im dritten Quartal nach. Sorgen um die hohe Bewertung dieser Aktien im Spezi­ellen, um die Weltkonjunktur im Allgemeinen und die mögliche Eskalation von Kriegen führten zu hohen Kursschwankungen, als die Märkte Anfang August auf eine Leitzinserhöhung in Japan reagierten. Letztendlich stabilisierten die Notenbanken in Europa, den USA und in China mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik die Lage.

Konjunktur, Inflation und Leitzinsen

Obwohl der Präsident der US-Notenbank, Jerome Po­well, zuvor einer raschen Leitzinssenkung noch eine Ab­sage erteilt hatte, starteten die Kapitalmärkte in dieser Frage zuversichtlich in das zweite Halbjahr. Positive Im­pulse gingen zunächst vom Arbeitsmarktbericht und dann vom Rückgang der Inflation aus. Doch bevor es im September tatsächlich zur ersten US-Leitzinssenkung seit viereinhalb Jahren kam, mussten die Börsen An­fang August noch kurze, aber heftige Turbulenzen über­stehen.

Die japanische Notenbank erhöhte ihren Leitzins über­raschend um 0,15 Prozentpunkte. Nach vielen Jahren einer sehr lockeren Geldpolitik signalisierte dieser kleine Schritt eine folgenschwere Veränderung für sogenannte Carry Trades. Die schrumpfende Zinsdifferenz zum US-Dollar und zum Euro ließ den Wechselkurs des japani­schen Yen steigen. Die bislang sehr günstige Kreditauf­nahme in Yen wurde somit gleich zweifach teurer. Zum einen durch höhere Zinskosten bei Yen-Krediten und zum anderen durch den Wechselkurs, wodurch für den gleichen Yen-Betrag mehr US-Dollar oder Euro zurück­gezahlt werden.

Viele Jahre lang war die Carry-Trade-Strategie erfolg­reich. Sie bestand darin, sich in Japan zu günstigen Konditionen Geld zu leihen und höher rentierlich in an­deren Währungsräumen, etwa den USA, zu investieren. Ein Teil der bestehenden Carry Trades wurde umge­hend aufgelöst. Das traf insbesondere auf die Fälle zu, in denen schon Nachschussforderungen für stark gehe­belte Positionen ausgelöst wurden. Aber die Lage stabi­lisierte sich rasch. Dazu dürfte die Aussicht auf die erste Leitzinssenkung durch die amerikanische Notenbank entscheidend beigetragen haben.

Die US-Inflationsrate sank erstmals seit Jahren unter die Drei-Prozent-Marke. Das internationale Notenban­ker-Treffen in Jackson Hole bestätigte vor diesem Hin­tergrund die Hoffnung der Kapitalmärkte auf eine Locke­rung der Geldpolitik. Fed-Präsident Powell sagte, dass die Zeit für sinkende Leitzinsen gekommen sei.

Am 12. September gab die Europäische Zentralbank (EZB) wie erwartet bekannt, ihre Einlagefazilität um 25 Basispunkte auf 3,50 Prozent zu senken. Dies ist der Zinssatz, den Geschäftsbanken auf ihre Guthaben bei der Zentralbank erhalten. Deutlicher fielen mit jeweils 60 Basispunkten (auf 3,65 bzw. 3,90 Prozent) die Zinssen­kungen bei den Refinanzierungssätzen aus, zu denen sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können.

Am 18. September gab auch die US-Notenbank ihre Zinsentscheidung bekannt. Die erste Zinssenkung seit viereinhalb Jahren fiel mit einem halben Prozentpunkt hoch aus, was die Kapitalmärkte mit Kursgewinnen quit­tierten. Im März 2020 hatte die Fed angesichts der Co­rona-Pandemie zweimal ihren Leitzins gesenkt und dann für zwei Jahre unverändert belassen. In den Jah­ren 2022 und 2023 folgten dann 11 Leitzinserhöhungen, um die Inflation wieder einzudämmen.

Renten, Währungen und Rohstoffe

Die Anleihemärkte zeigten sich bei rückläufiger Inflation in Erwartung von Leitzinssenkungen im Quartalsverlauf freundlich. Festverzinsliche Papiere mit hoher Bonität profitierten als sogenannter sicherer Hafen vom sprung­haften Anstieg der Risikoaversion Anfang August. Die wegweisende Rendite von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit stand Ende September bei 3,80 Prozent und war während des Quartals erstmals seit Juni 2023 wieder unter diese Marke gesunken. Gegenüber der Jahresmitte ergibt sich ein Renditerückgang von 4,33 Prozent um 0,53 Prozentpunkte. Noch im April dieses Jahres hatten US-Staatsanleihen in der Spitze gut 4,7 Prozent Rendite erreicht. Auch an den europäischen Rentenmärkten gab es im Berichtszeitraum Kursgewin­ne, vor allem im Juli. Die Rendite deutscher Bundesan­leihen mit zehn Jahren Laufzeit sank im dritten Quartal um 0,36 Prozentpunkte auf 2,13 Prozent. Der Bund-Fu­ture, der die Kursentwicklung deutscher Bundesanlei­hen an der Terminbörse angibt, verzeichnete im dritten Quartal einen Anstieg von 131,5 auf 134,9 Punkte.

An den Devisenmärkten schwächte die zunehmende Erwartung einer spürbaren Zinssenkung in den USA den US-Dollar. Der zuvor gewachsene Zinsvorteil ge­genüber dem Euro wird dadurch etwas kleiner. Im Au­gust fiel die US-Währung gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung auf neue Jahrestiefs. Erst die Marke von 1,12 US-Dollar pro Euro erwies sich als trag­fähig. Schon seit Anfang 2023 pendelt der Wechsel­kurs in der vergleichsweise engen Bandbreite zwischen 1,045 und 1,125 US-Dollar pro Euro. Der Wechselkurs von 1,114 US-Dollar Ende September bedeutet für das dritte Quartal einen Euro-Anstieg um 4,0 Prozent.

Wichtiger war die deutliche Trendwende beim japani­schen Yen. Bis zur Jahresmitte hatte sich die japanische Währung auffallend schwach gezeigt und erst Anfang Juli mit 162 Yen neue Rekordtiefs gegenüber dem US-Dollar erreicht. Eine kleine Zinserhöhung der Bank of Japan (BoJ) löste eine rasante Gegenbewegung aus. Nicht wenige Carry Trades mit Kreditaufnahme in Yen wurden aufgelöst, was mit Yen-Käufen verbunden war. Im September reichten zeitweilig 140 Yen, um einen US-Dollar zu erwerben, der tiefste Stand seit Mitte 2023. Der Wechselkurs 143,71 Yen pro US-Dollar Ende September bedeutet für das dritte Quartal eine Aufwer­tung des Yen um 10,7 Prozent.

Unter der Auflösung von Carry Trades Anfang August lit­ten auch Kryptowährungen. So fiel der Bitcoin vom Juli-Hoch von 70.000 US-Dollar kurzzeitig bis knapp unter 50.000 US-Dollar, kehrte dann aber rasch in die Band­breite 55.000 bis gut 70.000 US-Dollar zurück. Letzt­endlich veränderte sich der Wert des Bitcoins im dritten Quartal kaum: ein Plus von rund einem Prozent in US-Dollar, ein Minus von rund drei Prozent in Euro.

An den Rohstoffmärkten zeigte sich im dritten Quartal eine gegenläufige Bewegung von Öl und Gold. Weil sich die Sorgen um eine Unterbrechung der Ölexporte aus dem Nahen Osten nicht bewahrheiteten und sich die chinesische Konjunktur schwach zeigte, fiel der Ölpreis im dritten Quartal um rund 16 Prozent auf 68 US-Dollar für ein Barrel der US-Ölsorte WTI und 72 US-Dollar für die Nordsee-Ölsorte Brent.

Nachdem der Goldpreis im zweiten Quartal seinen An­stieg zuvor in einer Seitwärtsbewegung konsolidiert hat­te, setzte sich der Aufwärtstrend im dritten Quartal wie­der kraftvoller fort. Gold profitierte dabei weiterhin von den geopolitischen Konflikten sowie Notenbankkäufen und den fallenden Zinsen. Nachdem Anleger schon in den vergangenen Monaten das hohe Preisniveau für Gewinnmitnahmen bei ihren Goldinvestments genutzt hatten, ließ das Angebot von dieser Seite nach. Der September wurde mit neuen Rekordpreisen bei 2.635 US-Dollar pro Unze beendet, ein Anstieg gegenüber der Jahresmitte um 13,2 Prozent. In Euro verbleibt davon aufgrund des gefallenen US-Dollars ein Plus von 8,9 Prozent bei einem Stand von 2.366 Euro pro Unze.

Die stärker von industrieller Nachfrage bestimmten Prei­se für Silber, Platin und Palladium konnten hier wei­terhin nicht mithalten. In US-Dollar stieg der Silberpreis zwar um 6,8 Prozent, der Preis von Palladium aber nur um 2,6 Prozent und Platin verlor sogar 1,7 Prozent. Der Kupferpreis setzte unter dem Eindruck der schwachen Weltkonjunktur bis Anfang August den Preisrückgang fort und stabilisierte sich schließlich im Verlauf des Quartals. Vor allem der aufkommenden Hoffnung für die chinesische Wirtschaft verdankte Kupfer einen kleinen Preisanstieg um drei Prozent für das dritte Quartal. Der Bloomberg Commodity Index verzeichnet für den Be­richtszeitraum belastet vom Ölpreis ein kleines Minus von 0,7 Prozent.

Aktienmärkte

Zum Auftakt des zweiten Halbjahres setzten die US-Ak­tienmärkte ihre Rekordjagd fort. Mehrheitlich erreichten die Aktien der Magnificent Seven-Konzerne zunächst neue Höchstkurse, so Apple, Microsoft, die Google-Hol­ding Alphabet, Amazon und der Social-Media-Konzern Meta Platforms. Aber auch die mehrheitlich auf den Hei­matmarkt konzentrierten US-Nebenwerte waren stärker nachgefragt. Der Russell-2000-Index für US-Nebenwer­te, der im gesamten ersten Halbjahr nur 1,1 Prozent ge­stiegen war, machte in der ersten Julihälfte einen Sprung um gut 10 Prozent. Damit erreichte der Neben­werte-Index den höchsten Stand seit 2021, jedoch keine neuen Rekorde. Für das Kalenderquartal verblieb beim Russell-2000 ein Anstieg um 8,8 Prozent, womit US-Ne­benwerte erstmals seit Langem die großen Standard­werte schlagen konnten.

Umschichtungen erfolgten zeitweilig zulasten von Tech­nologie-, Mikrochip- und KI-Aktien. Zudem drückte ein fehlerhaftes Software-Update des IT-Sicherheitsunter­nehmens Crowdstrike auf die Stimmung, weil es welt­weit zu Ausfällen von IT-Systemen kam. Im August ent­täuschten die Quartalsberichte von Amazon und Intel die Erwartungen, was bei diesen Aktien mit prozentual zweistelligen Kursverlusten quittiert wurde.

Mit Spannung fieberten die Aktienmärkte den Quartals­ergebnissen des KI-Chipherstellers Nvidia entgegen. Weil auch dieser in einigen Punkten die sehr hohen Er­wartungen enttäuschte, musste der Aktienkurs wieder einen prozentual zweistelligen Rückschlag hinnehmen. Zudem kehrten Anfang September die Sorgen um eine mögliche Überbewertung der KI-Geschäftsmodelle nochmals zurück. Neben Nvidia gerieten auch andere Aktien der Mikrochip-Branche unter Druck, darunter ins­besondere Broadcom. Dann aber profitierte die Stim­mung für US-Technologie-Aktien von der Ankündi­gung einer Kooperation des Datenbank-Spezialisten Oracle mit dem Cloud-Dienst von Amazon, sodass sich der Sektor wieder stabilisieren konnte.

An der Wallstreet kletterte der Dow Jones Industrial Average erstmals in seiner langen Geschichte über 42.000 Zähler und der S&P-500-Index über 5.700 Punk­te. Ein Wert von 42.330 Zählern Ende September be­deutet für den Dow Jones einen Anstieg im dritten Quar­tal um 8,2 Prozent. Der S&P-500-Index schaffte einen Anstieg von 5,5 Prozent. Der Nasdaq-100-Index erober­te zwar die Marke von 20.000 Punkten zurück, erreicht mit einen Quartalszuwachs von 1,9 Prozent auf 20.061 Zähler aber nicht sein Rekordhoch aus dem Juli bei 20.691 Punkten.

Die europäischen Aktienmärkte setzten im Juli zunächst die im April begonnene Seitwärtsbewegung fort. Der Eu­ro-STOXX-50 suchte dabei Unterstützung im Bereich von gut 4.800 Punkten, verletzte diese Marke jedoch bei den Turbulenzen von Anfang August. Vorübergehend fiel der Leitindex der Eurozone auf 4.474 Punkte und er­holte sich schnell wieder bis auf rund 5.000 Punkte. Der neuerliche Rückschlag Anfang September bei 4.733 Zählern konnte bis zum Quartalsende mit einem Wert von 5.000,5 Punkten per Ende September wieder auf­geholt werden. Dies bedeutet für das Quartal ein Plus von 2,2 Prozent. Der deutsche Aktienindex DAX entwi­ckelte sich ähnlich. Der Rückschlag von Anfang August reichte bis auf 17.025 Zähler. Schließlich profitierten deutsche Aktien stärker von den erhofften Konjunktursti­muli in China. Der DAX konnte damit neue Rekordwerte über 19.400 Punkte erreichen und beendete das Quar­tal bei 19.325 Zählern mit einem Plus von 6,0 Prozent.

In Japan kletterte der Nikkei-Index in den beiden ersten Juliwochen kraftvoll auf ein neues Rekordhoch von 42.427 Indexpunkten. Treiber waren die guten Vorga­ben der Wallstreet und die Schwäche der japanischen Währung. Beim Außenwert des Yen kam es im Verlauf des Julis zu einem Bruch des steilen Abwärtstrends. Die folgende Aufwertung der eigenen Währung verhinderte einen weiteren Anstieg der japanischen Aktienkurse, weil dies die Rahmenbedingungen für die japanische Exportwirtschaft verschlechterte. Der Nikkei-225-Index erlitt Anfang August den zweitgrößten Tagesverlust sei­ner Geschichte. Kurzzeitig fiel der Nikkei bis auf 31.156 Zähler und erholte sich dann im Laufe des Augusts. Der Wert von 37.920 Punkten Ende September bedeutet für das dritte Quartal einen Rückgang um 4,2 Prozent. Der Topix Index verlor 5,8 Prozent.

An den chinesischen Aktienbörsen setzte sich zunächst die Schwäche aus dem Vormonat fort. Die Konjunktur­aussichten hatten sich weiter eingetrübt, was weit über China hinaus die Aktienmärkte belastete. Dass die chi­nesische Zentralbank im Juli ihre Zinsen überraschend senkte, sorgte eher für Verunsicherung als für Unterstüt­zung. Erst die von anderen Maßnahmen zur Geldver­sorgung begleiteten Leitzinssenkungen im September führten zu einem Freudensprung an den chinesischen Börsen. Ziel der People‘s Bank of China (PBoC) ist es vor allem, den schwächelnden Immobilien- und Finanz­sektor des Landes zu stabilisieren.

Das umfangreiche Maßnahmenpaket umfasst neben Zinssenkungen auch eine Kapitalspritze für die sechs größten Geschäftsbanken des Landes. In Hongkong sprang der Hang Seng Index binnen weniger Tage um rund 20 Prozent nach oben, sodass das Quartal mit ei­nem Plus von 16,4 Prozent beendet werden konnte. Weltweit verzeichneten die zuvor von ihrem großen Chi­na-Geschäft belasteten Unternehmen, darunter Luxus­güter- und Pkw-Hersteller, eine Erholung ihrer Aktien­kurse.

Der indische Aktienmarkt, der im Juni vom Wahlergeb­nis profitiert hatte, verlor im Juli an Dynamik und litt un­terdurchschnittlich unter den Turbulenzen von Anfang August. Dabei konnte er im Quartalsverlauf neue Re­kordhöhen erreichen. Der BSE Sensex 30 Index ver­zeichnet für das Quartal einen Anstieg um 6,7 Prozent.

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