Bericht für das 2. Quartal 2022

Eine hohe Inflation und die darauffolgenden Zinser­höhungen hielten die Börsen fest im Griff. Hohe Kursverluste gab es sowohl an den Anleihe- als auch an den Aktienmärkten.

Zinsen, Renten, Währungen und Rohstoffe

Größter Belastungsfaktor für die Börsen blieb im zweiten Quartal die hohe Inflation. Die Inflationsrate in den USA erreichte mit 8,6 Prozent den höchsten Stand seit 1981. Auch die sogenannte Kernrate ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise stieg im ersten Halbjahr über sechs Prozent und damit deut­lich über die Zielgröße der US-Notenbank von zwei Prozent. Gleichzeitig fiel die Arbeitslosenquote in den USA unter vier Prozent – ein Niveau, das Volks­wirte als Vollbeschäftigung werten. Diese Gemenge­lage zwang die US-Notenbank Federal Reserve zum Handeln. Auf die erste Erhöhung des Leitzinses am 16. Februar um einen Viertelprozentpunkt folgte am 15. Juni der zweite Zinsschritt. Die Fed erhöhte ihren wichtigsten Leitzins, die sogenannte Fed Funds Rate, um 0,75 Prozentpunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent. Die Tagesgeldsätze für US-Dollar-Guthaben folgen erfahrungsgemäß diesem Leitzins sofort. Sie sprangen von 0,9 Prozent am 15. Juni auf 1,67 Prozent am 17. Juni. Noch zum Jahresbe­ginn gab es praktisch keine Zinsen auf täglich ver­fügbares US-Dollar-Guthaben.

Nach der US-Notenbank kündigte auch die Europäi­sche Zentralbank (EZB) das Ende ihrer Netto-Anlei­hekäufe und Zinserhöhungen an. Bei der nächsten regulären Sitzung des EZB-Rates im Juli will die EZB ihre Leitzinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöhen, zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Im September dürften Europas Währungshüter dann eine weitere Zinserhöhung vornehmen – bei anhaltend hoher Inflation sogar stärker als im Juli. Die Ankündigung wurde von den Märkten als über­fällig bewertet. Andere Notenbanken haben im Kampf gegen die Inflation ihre Leitzinsen bereits er­höht, darunter überraschend auch die Schweizeri­sche Nationalbank (SNB).

An den Rentenmärkten setzten sich die hohen Kurs­verluste aus dem ersten Quartal fort, sodass das erste Halbjahr gemessen an der nominalen Summe der Kursverluste den größten Anleihe-Crash der Ge­schichte brachte. Die Aussicht auf weitere Leitzins­erhöhungen ließ die Renditen an den Anleihemärk­ten weiter steigen. Die Verzinsung für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit stieg im zweiten Quartal um 0,69 Prozentpunkte auf 3,03 Prozent. In der Spitze wurden 3,48 Prozent erreicht, mehr als am Hochpunkt des vorausgegangenen Zinszyklus 2018 mit 3,25 Prozent und damit der höchste US-Zins seit 2011.

Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen stieg im zweiten Quartal ähnlich, aber von niedrige­rem Niveau kommend, um 0,71 Prozentpunkte auf 1,35 Prozent – mehr als eine Verdoppelung der Zin­sen binnen drei Monaten. In der Spitze erreichte die Rendite mit 1,926 Prozent den höchsten Stand seit acht Jahren. Der Bund-Future, der die Kursentwick­lung von Bundesanleihen an der Terminbörse wie­dergibt, verzeichnete im zweiten Quartal wieder ei­nen entsprechend hohen Kursverlust: 6,2 Prozent.

An den Devisenmärkten setzte der US-Dollar wegen seines wachsenden Zinsvorteils seinen Aufwärts­trend beschleunigt fort. Die US-Währung legte im zweiten Quartal gegenüber dem Euro 5,2 Prozent auf 1,05 US-Dollar zu. Gegenüber dem japanischen Yen stieg der US-Dollar sogar um 10,9 Prozent auf 135,8 Yen. Weil die Bank of Japan ihre Niedrigzins­politik fortsetzt, entsteht für die japanische Währung ein hoher Zinsnachteil. Kurz vor der Jahresmitte er­reichte der US-Dollar mit 137 Yen den höchsten Stand seit 1998.

Auch die chinesische Währung litt unter den stei­genden US-Zinsen und den wirtschaftlichen Proble­men Chinas, insbesondere den Corona-Lockdowns. Der US-Dollar stieg im zweiten Quartal um 5,5 Pro­zent auf 6,70 Yuan. Die Schwäche der türkischen Lira setzte sich nach einer Konsolidierung im April vor allem im Mai fort. Der russische Rubel erholte sich im Außenwert bis auf das Niveau von 2014, dem Jahr, in dem die russische Besetzung der uk­rainischen Krim erfolgt war. Die russische Zentral­bank hatte ihren Leitzins nach dem Angriff auf die Ukraine zunächst von 9,5 Prozent auf 20,0 Prozent erhöht, dann schrittweise aber wieder auf 9,5 Pro­zent gesenkt. Der Binnenwert des Rubel, also die Kaufkraft, sinkt allerdings. Die Inflation in Russland dürfte in diesem Jahr zwischen 15 und 20 Prozent liegen.

Die großen Kryptowährungen wurden weiterhin vom starken Inflations- und Zinsanstieg in den USA be­lastet. Technologie-affine Investoren standen auch wegen der hohen Kursverluste bei Tech-Aktien unter Druck. Im Mai versagte zudem der Mechanis­mus, der die Kryptowährung TerraUSD, kurz UST, zu einem sogenannten Stable Coin machen sollte, einer Digitalwährung mit festem Wechselkurs (1:1) zum US-Dollar. Der UST-Absturz um mehr als 60 Prozent unter 40 Cent verstärkte den Verkaufsdruck bei nahezu allen größeren Kryptowährungen – ins­besondere bei dem zu Terra gehörigen Token Luna, der 99 Prozent seines Wertes verlor. Sogar der mit rund 66 Milliarden US-Dollar Marktwert größte Sta­ble Coin Tether konnte seine Koppelung an den US-Dollar nicht durchgehend halten und sackte kurzzei­tig auf 95 Cent ab. Danach blieb er knapp unter ei­nem US-Dollar.

Der Abwärtstrend der Digitalwährungen verstärkte sich durch erhöhte Verkäufe der sogenannten Mi­ning-Unternehmen, die mit großem Rechner-Auf­wand neue Einheiten der Kryptowährungen „schür­fen“. Angesichts stark steigender Energiekosten müssen sie Krypto-Guthaben verkaufen, um die lau­fenden Kosten zu decken. Zuvor hielten viele Mi­ning-Unternehmen in Erwartung von Wertsteigerun­gen an ihren Beständen fest. Im Juni stellte dann der Kryptokreditplatz Celsius Network wegen der Marktverwerfungen alle Transaktionen zumindest vorübergehend ein. Die Marktkapitalisierung aller fast 20.000 Kryptowährungen fiel gegenüber dem Hoch im vergangenen November von fast drei Billio­nen US-Dollar auf rund 860 Milliarden US-Dollar. Davon entfallen zur Jahresmitte 42 Prozent allein auf die älteste Kryptowährung, den Bitcoin. Dessen Wechselkurs verlor im zweiten Quartal 58,7 Prozent auf 18.880 US-Dollar.

Nachdem es an den Rohstoffmärkten unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine zu starken Preisanstiegen gekommen war, setzte sich im zweiten Quartal eine leichte Gegenbewegung durch. Grund sind zunehmende Sorgen um die Weltkonjunktur. Eine Rezession würde die Nachfra­ge auf den Weltmärkten sinken lassen. Der Bloom­berg Commodity Index sank um 5,9 Prozent. Der Ölpreis, der im ersten Quartal um mehr als 40 Pro­zent nach oben geschossen war, gab um rund zwei Prozent auf 109,20 US-Dollar für ein Barrel der eu­ropäischen Ölsorte Brent bzw. 103,50 US-Dollar für ein Barrel der US-Ölsorte WTI nach. Die Weltmarkt­preise für Industriemetalle sanken stärker, Kupfer beispiels-weise um gut 20 Prozent.

Die Edelmetallpreise konnten nicht von den Krisen und Sorgen profitieren, sondern litten unter dem Zinsanstieg, weil zinslose Edelmetalle einen Ver­zicht auf alternativ mögliche Zinseinnahmen bedeu­ten. Der Goldpreis war in Reaktion auf den russi­schen Angriffskrieg im März auf zeitweilig mehr als 2.000 US-Dollar pro Unze gestiegen. Dieses Niveau konnte die Krisenwährung im zweiten Quartal nicht halten. Im Mai kehrte der Goldpreis wieder auf gut 1.800 US-Dollar zurück und stand Mitte des Jahres 6,7 Prozent niedriger als drei Monate zuvor bei 1.807,50 US-Dollar pro Unze. In Euro fällt der Rück­gang aufgrund des US-Dollar-Anstiegs geringer aus: minus 1,5 Prozent auf 1.723,50 Euro. Das industriell wichtigere Silber verlor sogar 18,5 Prozent auf 20,22 US-Dollar pro Unze.

Aktienmärkte

Die Zinswende blieb auch für die Aktienmärkte der Hauptbelastungsfaktor. Insbesondere Technologie-Aktien litten unter der Erwartung, die US-Notenbank werde die Zinsen zur Inflationsbekämpfung schnel­ler und weiter anheben.

Die von großen US-Technologiekonzernen gepräg­ten Leitindizes der Nasdaq, der Nasdaq Composite und der Nasdaq-100-Index, beendeten das zweite Quartal mit einem Verlust von 22,4 bzw. 22,5 Pro­zent. Die für den gesamten US-Aktienmarkt reprä­sentativeren Indizes Dow Jones Industrial Average und S&P-500 verloren im zweiten Quartal 11,3 bzw. 16,4 Prozent. Seit dem kurz nach dem Jahreswech­sel markierten Rekordstand bei 4.818,6 Punkten hat der S&P-500-Index über 20 Prozent verloren und befindet sich damit in einem Bärenmarkt. Im ersten Halbjahr 2022 sind die Kursgewinne des gesamten Jahres 2021 wieder verloren gegangen.

Der Rückzug der Investoren traf kleinere Aktien stär­ker als die Aktien der großen multinationalen Kon­zerne. So verlor der Russell-2000-Nebenwerteindex im zweiten Quartal 17,5 Prozent. Der Vertrauensver­lust war bei Aktien der Internet-Branche besonders hoch. Im zweiten Quartal ging etwa der Nasdaq In­ternet-Index um 29,1 Prozent zurück. Bei den schon 2021 in Ungnade gefallenen Biotech-Aktien verlang­samte sich der Abwärtstrend. Der Nasdaq Biotech-Index sank im zweiten Quartal nur noch um 10,0 Prozent – weniger als die meisten US-Aktienindizes.

Die europäischen Aktienmärkte litten stärker unter dem Kriegsausbruch. Im zweiten Quartal war jedoch die Abwärtsdynamik diesseits des Atlantiks etwas geringer als an der Wallstreet. Der STOXX-50-Index verlor nur 7,0 Prozent. In ihm sind britische Aktien recht hoch gewichtet. Diese hatten sich aufgrund des höheren Anteils von Rohstoff- und Ölkonzernen schon im ersten Quartal besser entwickelt. So musste der britische Leitindex FTSE-100 im zweiten Quartal nur 4,6 Prozent abgeben. Der Leitindex für die Euro-Zone, der Euro-STOXX-50, verlor dagegen ohne die britischen Aktien 11,5 Prozent auf einen Stand von 3.454,9 Zählern. Ähnlich schnitten die Leitindizes in Deutschland und Frankreich ab. Der DAX erlitt im zweiten Quartal ein Minus von 11,3 Prozent auf 12.783,8 Punkte und der CAC-40 von 11,1 Prozent auf 5.922,9 Zähler.

Auch in Europa standen Nebenwerte stärker unter Druck. Die deutschen Nebenwerte-Indizes MDAX und SDAX verloren beispielsweise 16,7 bzw. 16,6 Prozent. Der globale MSCI Small Caps Index für kleinere Aktien verzeichnete mit einem Minus von 17,6 Prozent einen etwas höheren Verlust als der vergleichbare MSCI Weltaktienindex (minus 16,6 Prozent), der eher von den Aktienkursen der großen Konzerne geprägt wird.

Noch differenzierter, insgesamt aber etwas besser, blieb die Entwicklung an den Aktienmärkten in Asi­en. Die japanischen Leitindizes Nikkei-225 und To­pix hielten sich mit Quartalsverlusten von 5,1 bzw. 3,9 Prozent im internationalen Vergleich weiter recht gut. Allerdings kommen auf der Währungsseite Ver­luste dazu. An den chinesischen Aktienmärkten drehte der Trend nach den höheren Verlusten in den Quartalen zuvor ins Plus. Der Hang Seng China En­terprise Index (HSCE) verzeichnet für das zweite Quartal einen Anstieg um 2,1 Prozent, der MSCI China von 2,2 Prozent und der Shanghai B-Index sogar von 9,7 Prozent.

Hintergrund sind die besseren Aussichten für die chinesische Wirtschaft, nachdem die drastischen Lockdown-Maßnahmen im Kampf gegen Corona gelockert werden konnten und mit geldpolitischer Unterstützung für die Konjunktur zu rechnen ist.

Überproportionale Kursverluste verzeichneten dagegen die Aktienbörsen von Taiwan und Südkorea. Der Taiwan Weighted Index (TWI) verlor 16,2 Prozent, der KOSPI der Börse Seoul 15,4 Prozent. In beiden Fällen lag dies nicht zuletzt an den Kursverlusten der großen Chiphersteller. Die Aktenkurse von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) und Samsung Electronics litten unter der Erwartung, der Chip-Boom stehe vor seinem Ende.

Auch auf den Börsen Lateinamerikas lastet die Er-wartung einer deutlich schwächeren Weltkonjunktur, die in eine Rezession münden könnte. Obwohl sie noch sehr hohe Gewinne erzielen, gaben die Aktien-kurse der beiden größten brasilianischen Konzerne stark nach. Der im zweiten Quartal um 29 Prozent gefallene Eisenerzpreis macht Vale, einem der größten Eisenerzproduzenten der Welt, zu schaffen. Auch die Kursverluste beim Ölkonzern Petrobras spiegeln bereits die Sorgen um die Konjunktur wider. Zudem muss auch die brasilianische Notenbank im Kampf gegen die ausufernde Inflation die Zinsen deutlich erhöhen. Der Bovespa Index der Börse Sao Paulo verlor im zweiten Quartal 17,7 Prozent, der MSCI Lateinamerika sogar 24 Prozent.

Die Aktienkurse der Goldminenbetreiber litten stark darunter, dass der Goldpreis das Niveau nicht halten konnte. Der FT Goldmines Branchenindex verzeichnet im zweiten Quartal einen Rückgang um 27,2 Prozent.

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Bericht für das 1. Quartal 2022

Schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine beherrschten Inflationssorgen die Kapitalmärkte. Der Krieg belastet die Weltwirtschaft zusätzlich, zer­stört Lieferketten und lässt viele Preise noch stärker steigen. Während die Aktienmärkte auf das schwie­rige Umfeld vergleichsweise differenziert reagierten, gab es an den Anleihemärkten hohe Verluste.

Zinsen, Renten, Währungen und Rohstoffe

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dürfte das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr insge­samt um rund ein Prozent niedriger ausfallen las­sen, in Westeuropa rund 1,5 Prozent. Die Hoffnun­gen der Kapitalmärkte auf eine nur langsame Ände­rung der lockeren Geldpolitik wurden bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres kleiner. Einschließ­lich der stärker steigenden Energie- und Nahrungs­mittelpreise stieg die Inflationsrate in den USA auf 7,5 Prozent im Januar und auf 7,9 Prozent im Fe­bruar. Dies ist der stärkste Anstieg seit 40 Jahren.

Auch die Kernrate der Inflation ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise lag mit zuletzt 5,4 Prozent deutlich über der Zielgröße der Notenbank von 2 Prozent. In den USA fiel die Arbeitslosenquote bis März auf nur 3,6 Prozent – ein Niveau, dass Volks­wirte als Vollbeschäftigung werten. Diese Gemenge­lage zwingt die US-Notenbank „Federal Reserve“ zum Handeln. Am 16. Februar erhöhte sie ihren wichtigsten Leitzins, die Fed Funds Rate, um einen Viertelprozentpunkt auf die Bandbreite von 0,25 bis 0,50 Prozent.

Die Aussicht auf eine rasche Folge weiterer Leitzins­erhöhungen im Jahresverlauf, die auch einen halb­en Prozentpunkt ausmachen könnten, führte zu ei­nem starken Renditeanstieg bei Anleihen. Die lau­fende Verzinsung für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit, die Anfang Dezember noch bis auf 1,34 Prozent gesunken war, schoss vor allem im März nach oben. Mit 2,50 Prozent wurde am 25. März die höchste Rendite seit Mai 2019 erreicht. Für das erste Quartal ergibt sich ein Anstieg um 83 Ba­sispunkte auf 2,34 Prozent.

Die Erwartung einer zunächst höheren Inflation zeigt sich darin, dass vor allem die kurz- und mittelfristi­gen Zinsen stark anstiegen. Langfristig dürften sich wieder die Faktoren bemerkbar machen, die die In­flation in den Jahren zuvor tief gehalten hatten. So liegt die Rendite für US-Staatsanleihen mit 30 Jah­ren Laufzeit Ende März mit 2,46 Prozent nicht viel höher als bei zehn Jahren Laufzeit. Ihr Anstieg seit Jahresbeginn beträgt nur 54 Basispunkte. Die Ren­dite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen stieg im ersten Quartal um 82 Basispunkte auf 0,64 Prozent. Damit hat dieser Zins den negativen Bereich verlas­sen. Der Bund-Future, der die Kursentwicklung von Bundesanleihen an der Terminbörse wiedergibt, ver­zeichnete im ersten Quartal einen entsprechend ho­hen Kursverlust von 7,5 Prozent.

Anleihen schlechterer Qualitäten erlitten noch höhe­re Kursverluste. Dabei führte nicht nur der Zinsan­stieg zu fallenden Anleihekursen. Auch der Auf­schlag auf die laufende Verzinsung gegenüber Staatsanleihen, der sogenannte „Spread“, wurde wegen der höher eingeschätzten Ausfallrisiken grö­ßer, insbesondere bei Unternehmensanleihen schlechterer Qualität (sogenannte Hochzins- bzw. „High Yield“-Anleihen).

An den Devisenmärkten gewann der US-Dollar we­gen des Zinsanstiegs in den USA weiter an Wert. Die US-Währung legte im ersten Quartal gegenüber dem Euro 2,8 Prozent auf 1,105 Dollar zu. Gegen­über dem japanischen Yen stieg der US-Dollar so­gar um 6,3 Prozent (auf 122,4 Yen). Vor allem im März stand die japanische Währung unter erhebli­chem Druck. Im Verlauf des Monats wurde mit 125 Yen pro Dollar der tiefste Wert für den Yen seit knapp sieben Jahren erreicht. Im Gegensatz zur Fed wird die Bank of Japan in absehbarer Zeit ihre Geldpolitik nicht verschärfen. Vielmehr stemmt sich die japanische Notenbank gegen steigende Zinsen. Dazu bot sie an, alle Staatsanleihen mit zehnjähri­ger Laufzeit zu kaufen, wenn ihre Rendite 0,25 Pro­zent erreicht. Ein japanischer Notenbanker bekräf­tigte das Ziel, die Rendite der zehnjährigen Anleihe nahe der Null-Prozent-Marke zu halten.

Unterdessen verlangsamte sich die Abwertung der türkischen Lira, die im vergangenen Jahr sehr unter der desaströsen Geldpolitik von Präsident Erdogan gelitten hatte. Eine Erholung erlebte die türkische Währung aber nicht. Turbulent ging es dagegen beim russischen Rubel zu. Der Angriff auf die Ukrai­ne und die als Reaktion verhängten Sanktionen ge­gen Russland führten zunächst zu einer Halbierung des Wertes der russischen Währung. In der Spitze mussten 168 Rubel für einen Euro gezahlt werden. Mit einer Verdoppelung ihres Leitzinses auf 20 Pro­zent stemmte sich die russische Zentralbank zu­nächst vergeblich dagegen. Erst die Ankündigung von Diktator Putin, westliche Importeure von Erdgas und Öl müssten künftig in Rubel zahlen, löste eine Rubel-Erholung aus. Praktisch wird zwar vertrags­gemäß weiter in westlichen Währungen gezahlt, die Zahlungen dann aber im russischen Bankensystem in Rubel umgetauscht. Die Erholung verlief bis auf 90 Rubel pro Euro, womit die russische Währung gegenüber dem Jahresbeginn 6,3 Prozent verloren hat.

Vergleichsweise ruhig entwickelten sich die großen Kryptowährungen. Der Zinsanstieg in den USA be­lastet ihre Wertentwicklung tendenziell, weil ein Zinsnachteil gegenüber dem wieder Zinsen bringen­den US-Dollar entsteht. Auf den russischen Angriffs­krieg reagierten die Kryptowährungen entgegen manchen Erwartungen nicht positiv, obwohl viel rus­sisches Geld aus dem abwertenden Rubel in Kryp­towährungen getauscht wurde. Erst die Nachricht, dass in den USA keine strenge Regulierung oder gar ein Verbot von Kryptowährungen bevorsteht, führte bei den Digitalwährungen zu steigenden Wechselkursen. Als in den letzten Tagen des Be­richtszeitraumes die Risikobereitschaft der Anleger wieder zunahm, erholten sich auch die Kryptowäh­rungen. Dennoch verblieb beim Bitcoin für das erste Quartal ein Rückgang um 1,4 Prozent auf rund 45.760 US-Dollar. In Euro bedeutet dies aufgrund des 2,8 Prozent gestiegenen Dollars einen Gewinn von 1,4 Prozent.

Nachdem sich die Rohstoffmärkte zuvor uneinheit­lich und ohne klaren Trend gezeigt hatten, kam es im ersten Quartal unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges zu starken Preisanstiegen, weil Russland und die Ukraine vor allem Rohstoffe exportieren. Der Bloomberg Commodity Index gewann 25,5 Pro­zent. Der Ölpreis schoss um mehr als 40 Prozent nach oben. Ein Barrel der europäischen Ölsorte Brent kostete Ende März nahezu 111 US-Dollar, ein Barrel der US-Ölsorte WTI gut 105 Dollar.

Die Weltmarktpreise für die industriell verwendeten Metalle Nickel und Palladium stiegen auf neue histo­rische Rekordhöhen, weil in beiden Fällen Russland bislang ein großer Lieferant war. Für eine Tonne Ni­ckel wurden erstmals über 101.000 Dollar und für eine Unze Palladium erstmals über 3.300 Dollar be­zahlt. Palladium verteuerte sich im ersten Quartal um 18,6 Prozent auf 2.264 Dollar pro Unze. Der An­stieg des Goldpreises im gleichen Zeitraum blieb mit 5,9 Prozent auf 1.937,50 Dollar dahinter zurück, in Euro ein Plus von 8,8 Prozent. Einerseits profitierte Gold angesichts des Krieges als „Krisenwährung“, andererseits litt Gold unter dem Zinsanstieg in den USA, weil zinslose Edelmetalle einen Verzicht auf alternativ mögliche Zinseinnahmen bedeuten.

Aktienmärkte

Schon vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine standen die Aktienmärkte unter Druck. Die Aussicht auf eine rasche Zinswende der US-Noten­bank belastet besonders Technologie- und vermeint­liche Wachstums-Aktien. Substanzaktien hielten sich besser. Aktien von Öl- und Rohstoff-Konzernen verzeichneten wegen der steigenden Öl- und Roh­stoffpreise Kursgewinne. Bei Technologie-Aktien überwogen dagegen Kursverluste, ebenso bei Akti­en aus den Branchen Finanzen und Gesundheit. Unternehmensmeldungen, die nicht den Wachs­tumserwartungen entsprachen, wurden entspre­chend negativ aufgenommen. So verlor die Netflix-Aktie bereits im Januar schlagartig über 20 Prozent ihres Wertes, als der Streaming-Dienst bekanntgab, dass sich das Kundenwachstum abschwächt.

Die von großen US-Technologiekonzernen gepräg­ten Leitindizes der Nasdaq, der Nasdaq Composite und der Nasdaq-100-Index, beendeten das erste Quartal jeweils mit einem Verlust von 9,1 Prozent. Die für den gesamten US-Aktienmarkt repräsentati­veren Indizes Dow Jones Industrial Average und S&P-500 liegen nach den ersten drei Monaten des neuen Jahres 4,6 bzw. 4,9 Prozent im Minus. Direkt nach dem Jahreswechsel markierte der Dow Jones einen neuen Rekordstand bei 36.952 Punkten, da­nach gewannen Sorgen wegen der hohen Inflation und der geldpolitischen Maßnahmen immer mehr die Oberhand. Der russische Angriff am 24. Februar drückte den populären Wall-Street-Index auf 32.273 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit einem Jahr. In der folgenden Erholung machte der Dow im­merhin zwei Drittel des Rückschlags wieder wett.

Deutlich schlechter entwickelten sich weiterhin klei­nere Technologie-Aktien. So verlor der Nasdaq Bio­tech-Index im ersten Quartal 11,9 Prozent und der Nasdaq Internet-Index sogar 21,6 Prozent. Die von der US-Notenbank Fed eingeleitete Zinswende be­wog viele Anleger, sich von den im vergangenen Jahr favorisierten Tech-Aktien zu trennen. Auch an der Nasdaq gab es nach dem Tief in der zweiten Märzhälfte eine Kurserholung.

Die europäischen Aktienmärkte litten stärker unter dem Kriegsausbruch. Bezeichnenderweise gab es die höchsten Verluste an der Moskauer Börse. Schon am ersten Tag des Krieges halbierte sich der Wert der börsennotierten russischen Wirtschaft. Da­nach wurde die Börse Moskau geschlossen. Als sie im März wieder öffnete, war der russische Kapital­markt vom Westen abgeschnitten. Russische Aktien wurden zu Null aus internationalen Aktienindizes herausgenommen. So verzeichnet der MSCI Osteu­ropa-Aktienindex, in dem russische Aktien zuvor ho­hes Gewicht hatten, im ersten Quartal einen Verlust von 78 Prozent. Die zentraleuropäischen Aktien­märkte verloren gemessen am CECE-Index nur 8,6 Prozent. Der österreichische Leitindex ATX büßte 14,2 Prozent ein. Österreichs Volkswirtschaft unter­hielt umfangreiche Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. So sind beispielsweise österreichische Banken stärker von den Sanktionen betroffen als Banken in anderen Ländern.

Auch Deutschland hatte sich trotz wiederholter War­nungen seiner westlichen Verbündeten beim Import fossiler Energieträger wie Erdgas, Kohle und Heizöl/Diesel stark von Russland abhängig ge­macht. Zwar wurde die unmittelbar vor Kriegsaus­bruch fertiggestellte Ostseepipeline Nord Stream 2 nicht in Betrieb genommen, die russischen Lieferun­gen durch die bisherigen Pipelines aber bislang fort­gesetzt. So erlitt der DAX im ersten Quartal mit 9,3 Prozent einen unwesentlich höheren Verlust als der Euro-STOXX-50-Index mit einem Minus von 9,2 Prozent. Deutsche Nebenwerte entwickelten sich al­lerdings schlechter. Die Aktienindizes MDAX, SDAX und TecDAX verzeichnen für das erste Quartal Ver­luste von 11,7 bzw. 13,2 bzw. 15,7 Prozent.
Von den größeren Aktienmärkten in Europa zeigte London relative Stärke. Der britische Leitindex FT­SE-100 mit einem höheren Anteil von Rohstoff- und Ölkonzernen beendete das erste Quartal sogar mit einem kleinen Anstieg um 1,8 Prozent. Auch der paneuropäische STOXX-50-Index verdankt sein besseres Abschneiden den Rohstoff- und Ölkonzer­nen. Er sank im ersten Quartal gegenüber dem End­stand des Vorquartals nur um 2,8 Prozent.

Sehr differenziert war die Entwicklung der Aktien­märkte in Asien. Während sich die japanischen Leit­indizes Nikkei-225 und Topix mit Quartalsverlusten von 3,4 bzw. 2,3 Prozent noch recht gut hielten, gab es bei chinesischen Aktien wieder höhere Kursver­luste. Der Hang Seng China Enterprise Index (HSCE) verzeichnet für das erste Quartal einen Rückgang um 8,8 Prozent, der MSCI China sogar von 12,5 Prozent. Die Sorgen um die Konjunkturent­wicklung in China nahmen wieder zu, zumal das Land auf neuerliche Corona-Ausbrüche mit einem Lockdown für Millionenmetropolen reagierte. Positiv entwickelte sich dagegen der Aktienmarkt des Stadt­staates Singapur, wo der Leitindex Strait Times das Quartal mit einem Plus von 9,1 Prozent beendete.

Auch in den Schwellenländern sortierten sich Ge­winner und Verlierer vor allem nach der Abhängig­keit von Rohstoffpreisen. Zu den Gewinnern gehört der brasilianische Aktienmarkt, der von zwei Konzer­nen aus diesen Branchen dominiert wird: Vale ist ei­ner der größten Eisenerzproduzenten der Welt, Pe­trobras verfügt über riesige Ölvorkommen. So stieg der brasilianische Bovespa-Index im ersten Quartal um 14,5 Prozent.

Die Aktienkurse der Goldminenbetreiber profitierten vom Anstieg des Goldpreises. Der FT Goldmines Branchenindex beendete das erste Quartal mit ei­nem Plus von 19,8 Prozent.

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