Bericht für das 2. Quartal 2025

Nachdem sich die Märkte im April und Mai mit der chao­tischen Zollpolitik von US-Präsident Trump beschäftigen mussten, galt die Aufmerksamkeit im Juni vor allem dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Die Aktien­märkte litten zunächst stark unter den US-Zollankündi­gungen, erholten sich aber weitgehend, als erkennbar wurde, dass diese nicht wie angekündigt durchsetzbar sein würden und zeigten sich schließlich erleichtert, dass der Nahost-Konflikt nicht noch weiter eskalierte.

Konjunktur, Inflation und Leitzinsen

Die Sorgen um die Weltkonjunktur nahmen im April zu. Grund waren die am 2. April von US-Präsident Trump verkündeten Zusatzzölle. Sie stützten sich auf krude, willkürliche Berechnungsmethoden und fielen viel höher aus als von den Märkten erwartet. Trumps selbsterklär­ter „Tag der Befreiung“ geriet damit zu einer handelspo­litischen Kriegserklärung an den Rest der Welt. Die Volksrepublik China reagierte zügig, aber im Gegensatz zu den USA sehr kalkuliert mit Gegenmaßnahmen, wel­che die US-Wirtschaft empfindlich trafen. Insbesondere die Ausfuhrbeschränkungen bei seltenen Rohstoffen schnitten zahlreiche Unternehmen von Zulieferungen ab, die kurzfristig nicht anderweitig zu ersetzen sind.

Beim Versuch, den Schaden für die USA zu begrenzen, änderte Trump seine Zollpolitik nahezu täglich. Ein Großteil der Zusatzzölle wurde ausgesetzt, auch gegen China. Der Präsident der US-Notenbank, Jerome Po­well, machte auf die Folgen der Zölle aufmerksam: we­niger Wachstum, steigende Preise und mehr Arbeitslose in den USA. Trump griff darauf Powell und die Unabhän­gigkeit der Notenbank öffentlich an, was zu weiteren Kursverlusten an den Börsen führte. Daraufhin machte Trump auch in diesem Punkt einen Rückzieher und er­klärte, er verlange nicht Powells Rücktritt. Auf Drängen mehrerer Automobilhersteller in den USA milderte Trump deren Belastung durch Sonderzölle ab. Ein Han­delsabkommen zwischen Großbritannien und den USA wurde schließlich als positives Signal gewertet. Aller­dings hat sich der britische Außenhandel nach dem EU-Austritt 2020 nicht wie dort erhofft entwickelt und Lon­don eine schwache Verhandlungsposition beschert.

Am 12. Mai kündigten Washington und Peking an, für 90 Tage geringere Zölle zu erheben, um Zeit für Ver­handlungen zu haben. Die US-Zölle auf chinesische Waren wurden für diesen Zeitraum von 145 auf 30 Pro­zent gesenkt, während China die Zölle auf amerikani­sche Waren von 125 auf 10 Prozent senkte. Trotz dieser Deeskalation erheben die USA aber durchschnittlich die höchsten Einfuhrzölle seit 1937. Berechnungen zur Wirtschaftsleistung der USA zeigten, dass die US-Wirt­schaft im ersten Quartal überraschend schrumpfte, was bereits auf Trumps Politik zurückgeführt wurde. Die US-Notenbank signalisierte aber trotzdem, dass sie sich mit einem ersten Zinssenkungsschritt in diesem Jahr Zeit lasse, weil sie Risiken für die Inflation sehe. Die US-No­tenbank beließ ihr Leitzinsband bei 4,25 bis 4,50 Pro­zent. Weil der größte Teil der US-Einfuhren kurz- und sogar mittelfristig nicht durch Produktion innerhalb der USA ersetzt werden kann, dürften die Zölle zu Preisstei­gerungen führen. Ein anderer Teil der Zölle dürfte die Gewinnspannen der US-Unternehmen belasten. Das von der Uni Michigan erhobene Verbrauchervertrauen für Mai fiel auf ein Dreijahrestief und die Stimmung im Baugewerbe erreichte im Mai den niedrigsten Stand seit Ende 2023.

Während sich die Aussichten für Inflation und Konjunk­tur in den USA verschlechterten, verbesserte sich die Stimmung in der Eurozone. Im Gegensatz zur US-No­tenbank konnte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen weiter senken: Sowohl Mitte April als auch Anfang Juni wurden der Einlagenzins, der Haupt- und der Spitzenrefinanzierungssatz jeweils um 25 Basis­punkte, zusammen also um einen halben Prozentpunkt auf 2,0 bzw. 2,15 und 2,4 Prozent gesenkt. Die Schwei­zerische Nationalbank (SNB) senkte ihren Leitzins Mitte Juni das sechste Mal in Folge – auf jetzt Null.

Anleihen, Währungen und Rohstoffe

In Reaktion auf Trumps „Tag der Befreiung“ erlebte der US-Anleihemarkt die stärksten Kursverluste seit Jahren. Die Rendite von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit schoss binnen einer Woche von 3,9 Prozent bis auf fast 4,6 Prozent nach oben. Und die Rendite für 30jährige Anleihen näherte sich wieder der Fünf-Pro­zent-Marke und damit den Höchstständen der vergan­genen zwanzig Jahre. Dies löste Sorgen um die Fähig­keit der USA aus, ihre immense Staatsverschuldung noch bedienen zu können. Über die Hälfte der befragten Kapitalmarkt-Strategen äußerte sich besorgt über den Status von US-Staatsanleihen als sicherer Hafen.

Ein paar Tage später billigte das US-Repräsentanten­haus mit knapper Mehrheit Trumps Gesetz für weitere Steuersenkungen. Demnach sollen die Steuern für Rei­che nochmals gesenkt werden. Weil die Gegenfinanzie­rung durch eine weitere Absenkung von Sozialleistun­gen nicht ausreicht, dürften die ohnehin hohen Staats­schulden der USA noch schneller steigen. Die von Trump und seinem Sonderbeauftragten Elon Musk an­gekündigten Einsparungen im Staatsapparat erreichten nur einen Bruchteil der versprochenen Summe. Im Mai stieß eine Auktion von US-Staatsanleihen mit 20 Jahren Laufzeit auf wenig Interesse. Doch schon im Juni zeigte sich der US-Anleihemarkt wieder entspannter. Die Ver­steigerung von US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Lauf­zeit im Volumen von 22 Milliarden US-Dollar konnte mit einer Rendite von 4,84 Prozent platziert werden. Bis Ende Juni verringerte sich deren Rendite auf 4,78 Pro­zent. Für das Quartal verblieb ein Anstieg um 19 Ba­sisstellen, also 0,19 Prozentpunkte. Die Rendite der wegweisenden US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit verringerte sich von 4,63 Prozent Mitte Mai auf 4,23 Prozent zur Jahresmitte. Für das Quartal verblieb nur ein Anstieg um 2 Basisstellen. Kursgewinne gab es dagegen bei europäischen Anleihen. Die Rendite zehn­jähriger deutscher Bundesanleihen sank im zweiten Quartal um 15 Basisstellen auf 2,59 Prozent. Der Bund-Future verzeichnete von Anfang April bis Ende Juni ei­nen Kursanstieg um 1,2 Prozent auf 130,3 Punkte.

An den Devisenmärkten wurde die Schwäche des US-Dollars zum beherrschenden Thema. Trotz des wach­senden Zinsvorteils des US-Dollars gegenüber dem Euro beschleunigte sich der Abwärtstrend der US-Wäh­rung. Bevor Trump mit seinen Zollankündigungen die Märkte verunsicherte, hatte der US-Dollar Anfang Fe­bruar noch bei 1,02 US-Dollar je Euro notiert. Mit dem fortschreitenden Vertrauensverlust in die USA wurde auch die US-Währung schwächer. Ende Juni kostete ein Euro fast 1,18 Dollar, der höchste Wert seit 2021. Für das zweite Quartal bedeutet das einen Rückgang des US-Dollars gegen Euro um 9,0 Prozent. Gegen den japanischen Yen verlor der US-Dollar im gleichen Zeit­raum immerhin 4,1 Prozent. Vor dem Hintergrund des amerikanisch-chinesischen Zollstreits hielt Peking seine Währung zum US-Dollar stabil bei 7,16 Yuan pro US-Dollar.

Bei Kryptowährungen erlebte der Markt im zweiten Quartal eine Zweiteilung. Die älteste Digitalwährung, Bitcoin, profitierte von der wieder zunehmenden Risiko­bereitschaft vieler Anleger, die in Erwartung von Kursge­winnen die digitalen Coins erwarben. Die Korrelation des Bitcoins zum US-Aktienmarkt nahm weiter zu. Im Mai wurde ein neuer Rekordwert von 112.000 US-Dollar pro Bitcoin erreicht. Ein Wechselkurs von rund 107.300 US-Dollar zur Jahresmitte bedeutet einen Anstieg im zweiten Quartal um 30 Prozent, wobei in Euro rechnen­de Anleger aufgrund der Dollar-Schwäche 9 Prozent weniger erzielten. Bei den meisten andere Kryptowäh­rungen gab es zwar von April bis Mai auch einen Erho­lungsversuch, jedoch blieben sie im laufenden Jahr ganz überwiegend in der Verlustzone. Der Anteil des Bitcoins am gesamten Kurswert ausgegebener Kryp­towährungen, die sogenannte Bitcoin-Dominanz, erreichte mit 65 Prozent (Anteil am Marktwert der 125 größten Digitalwährungen) den höchsten Stand seit An­fang 2021.

Nachdem im ersten Quartal an den Rohstoffmärkten steigende Preise überwogen hatten, drückten im zwei­ten Quartal Sorgen um die Weltkonjunktur auf die Roh­stoffpreise. Der Bloomberg Commodity Index verzeich­net für den Berichtszeitraum ein Minus von 4,3 Prozent (auf 101,8 Zähler). In Euro gerechnet fällt der Rückgang aufgrund der Dollarschwäche deutlich höher aus. Der Kupferpreis veränderte sich in US-Dollar nur wenig. Da­gegen fiel der Ölpreis im zweiten Quartal sogar um rund 10 Prozent, auch wenn er zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Januar stieg. Als die USA in den is­raelisch-iranischen Krieg eingriffen, verteuerte sich ein Barrel in der Spitze bis auf 79 US-Dollar (Ölsorte Brent). Die anschließende Waffenruhe ließ den Ölpreis wieder auf das Vor-Kriegs-Niveau unter 70 US-Dollar pro Barrel fallen.

Gewinner des Vertrauensverlustes in die USA und seine Währung war das Gold. Der Goldpreis stieg im April auf neue Rekordhöhen und erreichte erstmals in seiner Ge­schichte den Wert von 3.500 US-Dollar pro Unze. In den Folgewochen durchlief der Goldpreis eine Seitwärtsbe­wegung und beendete das zweite Quartal schließlich bei 3.303 US-Dollar pro Unze mit einem Anstieg um 5,8 Prozent. In Euro ergibt sich aufgrund der Dollarschwä­che ein Verlust von 2,9 Prozent auf rund 2.803 Euro pro Unze. Die zuvor hinter Gold weit zurückgebliebenen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium nutzten die Seitwärtsbewegung beim Gold für eine Aufholbewe­gung. Silber erreichte mit 37 US-Dollar pro Unze den höchsten Wert seit 2012. Platin beendete seine mehr­jährige Seitwärtsbewegung und stieg im zweiten Quartal um 36 Prozent auf 1.357 US-Dollar pro Unze, Palladium immerhin um 11,6 Prozent auf 1.100 US-Dollar pro Unze.

Aktienmärkte

Die Wallstreet reagierte Anfang April mit einem Kursein­bruch auf die von Trump verkündeten Zusatzzölle. Der Dow Jones verlor alle Kursgewinne seit Anfang 2024 und gegenüber den Rekordständen bei gut 45.000 Punkten in der Spitze fast 19 Prozent. Beim für den Ge­samtmarkt repräsentativeren S&P-500-Index erreichte der Kursrückgang 21 Prozent (auf 4.835 Punkte) und beim Nasdaq-100 sogar 25,6 Prozent (auf 16.542,2 Zähler) – jeweils gegenüber den wenige Wochen zuvor erreichten Rekordhochs.

Aber schon im April begann eine Kurserholung, nicht zuletzt wegen überwiegend guter Unternehmensergeb­nisse. Ungefähr drei Viertel der 500 Unternehmen, de­ren Aktien im S&P 500 Index zusammengefasst werden, haben mit ihren Ergebnissen die Gewinnschätzungen für das erste Quartal übertroffen. Durchschnittlich lagen die Unternehmensgewinne 12 Prozent höher als vor ei­nem Jahr. Insbesondere US-Technologieaktien unter Führung des KI-Chipherstellers Nvidia zeigten eine weitreichende Kurserholung. Auch die Quartalsberichte der Tech-Riesen Microsoft, Meta und Alphabet fielen gut aus. Erst in der Nähe der Rekordhöhen aus dem Febru­ar schwächte sich das Aufwärtsmomentum des US-Akti­enmarktes ab.

Die Wirtschaftsdaten wurden mehrheitlich als Hinweis auf eine weiterhin robuste Konjunktur interpretiert. Zu­dem konnten die Märkte die Gefahren durch Zollstreitig­keiten zunächst einmal weitgehend ausblenden, nach­dem mit den größten Handelspartnern Verhandlungen aufgenommen wurden. Für Auftrieb sorgten schließlich Signale aus Washington, im Zollstreit mit China und der Europäischen Union (EU) könne es Einigungen geben. Als sich auch die Sorgen um eine mögliche Eskalation des Krieges im Nahen Osten verflüchtigten und ange­sichts der Waffenruhe der Ölpreis wieder fiel, begründe­te dies weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten. Zu­dem rechnen die Märkte mit mindestens einer Leitzins­senkung im zweiten Halbjahr durch die US-Notenbank. Pünktlich zur Jahresmitte erreichte der S&P-500-Index einen neuen Rekordstand und beendete das zweite Quartal mit einem Plus von 10,6 Prozent bei 6.205 Zäh­lern. Gleiches gilt für den Nasdaq-100 mit einem An­stieg um 17,6 Prozent auf 22.679 Punkte. Dem Dow Jo­nes Industrial Average reichte dagegen ein Plus von nur 5,0 Prozent auf 44.095 Zähler nicht für neue Rekorde. Der US-Nebenwerteindex Russell-2000 stieg im zweiten Quartal um 8,1 Prozent.

Auch die europäischen Aktienmärkte drehten nach den Kursverlusten in der ersten Aprilhälfte nach oben. Die Quartalsberichtssaison fiel allerdings nicht so gut aus wie in den USA. Zwar konnten fast zwei Drittel der Un­ternehmen die durchschnittlichen Gewinnschätzungen der Analysten übertreffen, insgesamt ergab sich aber kein Anstieg der Gewinne gegenüber dem ersten Quar­tal des Vorjahres. Auch die Umsätze lagen nur ungefähr auf Vorjahresniveau.

Nachdem die Eskalation des Nahost-Konfliktes stärkere Gewinnmitnahmen ausgelöst hatte, stabilisierten sich die Aktienmärkte angesichts der Waffenruhe. Für den Euro-STOXX-50 bedeutet ein Wert von 5.303 Punkten zur Jahresmitte für das zweite Quartal nur einen Mini-Anstieg um 1,0 Prozent. Der paneuropäische STOXX-50 verlor im Berichtszeitraum sogar mit minus 2,0 Pro­zent auf 4.454 Zähler. Insbesondere der schweizerische Aktienmarkt schnitt schlecht ab: Der Swiss Market Index (SMI) verzeichnet für das zweite Quartal ein Minus von 5,4 Prozent auf 11.921 Punkte. Zu den größeren Gewin­nern zählten wie im ersten Quartal die Leitindizes in Ös­terreich (ATX plus 8,7 Prozent auf 4.430 Zähler) und in Griechenland (Athex Composite plus 10,8 Prozent auf 1.868 Punkte).

Der deutsche Aktienindex DAX profitierte unter anderem von den schuldenfinanzierten Ausgabenprogrammen und erreichte im Mai erstmals neue Rekordhöhen über 24.000 Zähler und beendete das Quartal schließlich bei 23.910 Punkten mit einem Plus von 7,9 Prozent. Deut­sche Nebenwerte konnten dabei mitziehen. So stiegen der MDAX um 11,3 Prozent und der SDAX sogar um 15,3 Prozent.

Auch der japanische Aktienmarkt litt vorübergehend un­ter dem „Trump-Zoll-Crash“, erholte sich dann aber. Bei gut der Hälfte der japanischen Unternehmen lagen die Ergebnisse des ersten Quartals über den Gewinnschät­zungen. Sowohl die Umsatzerlöse als auch die Gewin­ne lagen im Durchschnitt 4 Prozent höher als vor einem Jahr. Die Börse in Tokio zeigte sich im internationalen Vergleich weniger belastet vom Nahost-Konflikt. Im Juni kletterte der Nikkei-225 auf ein neues Jahreshoch und beendete das Quartal mit einem Anstieg um 13,7 Pro­zent bei 40.487 Zählern. Der repräsentativere Topix-In­dex stieg nur um 7,3 Prozent, hatte im ersten Quartal aber auch deutlich weniger verloren. Nachdem der Markt besonders unter den Zollplänen von Trump gelit­ten hatte, stützte sich die Kurserholung auf die fort­schreitenden Bemühungen japanischer Unternehmen, ihre Rentabilität zu erhöhen.

Von den asiatischen Aktienmärkten zeigte vor allem Südkorea nach den Jahrestiefs im April eine starke Er­holungsrallye. Sie bescherte dem KOSP-Index im zwei­ten Quartal einen Anstieg um 23,8 Prozent auf 3.072 Punkte.

Die Aktienkurse der Goldminenbetreiber profitierten weiterhin vom Goldpreisanstieg, angesichts der mehrwöchigen Seitwärtskonsolidierung im zweiten Quartal allerdings nicht mehr so stark wie im ersten Quartal. Der FT Goldmines Branchenindex verzeichnete für den Berichtszeitraum einen Anstieg um 14,8 Prozent.

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