Bericht für das 2. Quartal 2024

Auch im zweiten Quartal war an den Kapitalmärkten die Verschiebung der erwarteten Leitzinssenkungen in den USA ein zentrales Thema. An den Aktienmärkten sorgte unterdessen die Künstliche Intelligenz (KI) weiterhin für Kursfantasie.

Konjunktur, Inflation und Leitzinsen

Konjunktur und Arbeitsmarkt in den USA präsentierten sich insgesamt robust. Die hohe Beschäftigung führt bei geringer Arbeitslosigkeit zu steigenden Löhnen und ver­sorgt die US-Privathaushalte mit Kaufkraft. Dies verhin­dert allerdings einen schnelleren Rückgang der Inflati­on. Mehrere führende US-Notenbanker, darunter Fed-Präsident Jerome Powell, erteilten raschen Leitzinssen­kungen eine Absage. Powell sprach von mangelnden Fortschritten im Kampf gegen die weiterhin zu hohe In­flation. Deshalb könne es angemessen sein, die Leitzin­sen für längere Zeit auf dem jetzigen Niveau von 5,25 bis 5,5 Prozent zu halten. Laut Powell müssten die Währungshüter zuversichtlicher sein, dass die Inflation auf die Zielgröße von zwei Prozent sinke, bevor sie die Leitzinsen senken. Die Kerninflationsrate für den März brachte mit 3,8 Prozent sogar einen Anstieg. Für den Mai sank diese ohne Energie- und Lebensmittelpreise berechnete Inflationsrate auf 3,4 Prozent und die Ge­samtinflationsrate auf 3,3 Prozent, was wieder Hoffnun­gen auf Leitzinssenkungen im weiteren Jahresverlauf machte.

Anders sieht es in Europa aus. Diesseits des Atlantiks ist die Konjunktur schwächer, damit aber auch die Infla­tionsgefahr. Die Europäische Zentralbank (EZB) be­schloss diesem volkwirtschaftlichen Umfeld entspre­chend die erste Leitzinssenkung seit 2019. Sie senkte am 6. Juni den Hauptrefinanzierungssatz, den Spitzen­refinanzierungssatz und ihren Einlagezinssatz um je­weils 25 Basispunkte. Dies entsprach den Erwartungen und blieb deshalb ohne größere Auswirkungen auf die Kapitalmärkte.

Renten, Währungen und Rohstoffe

An den Anleihemärkten sorgten die immer weiter ver­schobenen Zinssenkungen der US-Notenbank zunächst für Enttäuschung. Der Abwärtstrend der Anleihekurse beschleunigte sich im April. So stieg die Rendite der wegweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen von 4,2 Prozent kurzzeitig auf über 4,7 Prozent. Im Mai und Juni erholten sich die Kurse der Anleihen mit der zurückkeh­renden Zuversicht, dass Leitzinssenkungen nur eine Frage der Zeit sein dürften. Für das zweite Quartal verblieb schließlich nur ein kleiner Renditean­stieg um 0,13 Prozentpunkte (13 Basispunkte) auf 4,33 Prozent. Die entsprechende Rendite deutscher Bundes­anleihen kletterte stärker, nämlich um 20 Basispunkte von 2,3 Prozent Ende März auf 2,5 Prozent zur Jahres­mitte. Der Bund-Future, der die Kursentwicklung deut­scher Bundesanleihen an der Terminbörse angibt, ver­zeichnete im zweiten Quartal einen Verlust von 1,3 Pro­zent auf 131,5 Punkte.

An den Devisenmärkten stärkten die ausbleibenden Zinssenkungen in den USA den US-Dollar. Gegenüber dem Euro wurde der ohnehin bestehende Zinsvorteil et­was größer. Diese Entwicklung war bereits im ersten Quartal weitgehend absehbar und deshalb eingepreist. Im zweiten Quartal stieg die US-Währung gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung nur noch 0,8 Prozent auf 1,07 US-Dollar pro Euro. Ein übergeordne­ter Trend beim Euro/US-Dollar-Wechselkurs ist weiter­hin nicht zu erkennen. Schon seit Anfang 2023 pendelt der Wechselkurs in der vergleichsweise engen Band­breite zwischen 1,05 und 1,12 US-Dollar pro Euro. Auf­fallend schwach zeigt sich dagegen seit Anfang 2023 die japanische Währung. Gegen dem US-Dollar verlor der Yen im zweiten Quartal weitere 6,3 Prozent auf 161 Yen – ein Rekordtief für die japanische Währung.

Nachdem im ersten Quartal die Zulassung der ersten Bitcoin-Spot-ETFs die Kursrallye des Bitcoins und der meisten anderen Kryptowährungen befeuerte hatte, pro­fitierte im zweiten Quartal vor allem Ethereum (Ether) von der erwarteten Zulassung entsprechender ETFs. Dies verhalf der nach Bitcoin zweitgrößten Kryptowäh­rung zu einem rund 20-prozentigen Anstieg. Allerdings reichte das nicht für ein neues Jahreshoch. Dieses war im März bei 4.095 US-Dollar pro Ether erreicht worden. Das Rekordhoch stammt weiterhin aus dem November 2021, als in der Spitze fast 4.870 US-Dollar für eine Ein­heit der Kryptowährung bezahlt wurden. Im weiteren Verlauf des Berichtszeitraumes sorgte dann der Um­stand für Verkaufsdruck, dass entschädigte Kryptoanle­ger der 2014 geplatzten Kryptobörse Mt.Gox mit ihren jetzt zurückerstatteten Bitcoin-Beträgen für ein größeres Angebot sorgen. Letztendlich verlor der Bitcoin im zwei­ten Quartal 12,2 Prozent auf rund 62.500 US-Dollar.

An den Rohstoffmärkten ließen Sorgen um eine weitere Eskalation des Nahost-Konfliktes den Ölpreis zunächst steigen. Auch wenn die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Öl aus dem Persischen Golf weiter abgenommen hat, reagiert der Ölpreis mit Aufschlägen auf Sorgen, ein bedeutender Seeweg könnte gewaltsam unterbrochen werden. Anfang April erreichte der Ölpreis mit über 90 US-Dollar für ein Barrel Brent und über 85 US-Dollar für die Sorte WTI den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Weil die Folgen der gegenseitigen Angriffe zwi­schen Iran und Israel dann aber überschaubar blieben, kam der Preis für Rohöl zurück.

Letztendlich zeigten sich die Preise zur Jahresmitte mit rund 85 US-Dollar für Brent und 81,50 US-Dollar für WTI ungefähr zwei Prozent niedriger als bei Quartalsbe­ginn. Der Goldpreis profitierte als Krisenwährung vor al­lem von Notenbankkäufen und stieg erstmals in der lan­gen Geschichte des Edelmetalls im Mai auf über 2.400 US-Dollar pro Unze. Dann begann eine Seitwärtsbewe­gung zwischen rund 2.300 US-Dollar und dem neuen Rekordhoch. Das zweite Quartal endete mit einem Stand von 2.327 US-Dollar und somit mit einen Anstieg um 4,1 Prozent. In Euro fällt das Plus aufgrund des leichten Dollar-Anstiegs mit 4,9 Prozent auf 2.173 Euro pro Unze etwas höher aus.

Beim Silberpreis setzte sich das bessere Aufwärtsmo­mentum fort. Im Mai wurde mit 32 US-Dollar pro Unze der höchste Wert seit 2012 erreicht. Ein Silberpreis von gut 29 US-Dollar zur Jahresmitte bedeutet für das zwei­te Quartal einen Anstieg um 16,4 Prozent. Der Kupfer­preisanstieg setzte sich bis Mitte Mai fort, gab aber in der zweiten Hälfte des Quartals den größeren Teil davon wieder ab. Für das Quartal verblieb ein Plus von 8 Prozent. Der Bloomberg Commodity Index verzeich­net für den Berichtszeitraum nur ein Plus von 1,5 Pro­zent.

Aktienmärkte

Nach den Kursgewinnen im ersten Quartal setzten pünktlich zu Beginn des zweiten Quartals Gewinnmit­nahmen ein. An der Wallstreet haben sich die Investo­ren vor allem auf die Quartalsberichte der Unternehmen und ihre Ausblicke konzentriert. Der von technischen Mängeln und Skandalen erschütterte US-Flugzeugbau­er Boeing meldete, dass er tief in den roten Zahlen steckt.

Negativ und dementsprechend mit Kursverlusten re­agierten die Anleger unter anderem auch bei Meta Plat­forms (Facebook), Caterpillar und IBM, positiv bei Al­phabet und Microsoft. Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) sorgte weiter für Begeisterung und steigende Kur­se. Mit Spannung wurden die Quartalsergebnisse von Nvidia erwartet. Der KI-Chip-Hersteller übertraf die Er­wartungen erneut und die Aktie stieg auf neue Re­kordhöhen. Mit einem Börsenwert von über 3,4 Billionen US-Dollar übertraf Nvidia zeitweilig Microsoft und Apple als wertvollste Unternehmen der Welt. Dann setzen al­lerdings auch bei den Chip-Aktien Gewinnmitnahmen ein.

Der Dow Jones erreichte im Mai erstmals in seiner Ge­schichte 40.000 Punkte, beendete das Quartal aber mit einem kleinen Minus von 1,7 Prozent bei 39.119 Zäh­lern. Der repräsentativere, weil 500 statt nur 30 Aktien umfassende S&P-500-Index setzte seinen Aufwärts­trend dagegen auch in der zweiten Hälfte des Quartals fort und beendete den Berichtszeitraum mit einem Plus von 3,9 Prozent auf neuen Rekordhöhen bei 5.460 Punkten. Neue Rekordstände erreicht auch der Nas­daq-100-Index, der das Quartal mit einem Plus von 7,8 Prozent bei 19.683 Zählern beendete. Kleinere US-Akti­en schnitten dagegen insgesamt schlechter ab. Der Russell-2000-Index verlor im zweiten Quartal 3,6 Pro­zent und gab damit fast den gesamten Gewinn aus dem ersten Quartal wieder ab.

Auch in Europa entwickelten sich die Aktienmärkte un­einheitlich. Zuletzt belastete die politische Unsicherheit nach den Wahlen zum Europa-Parlament. Hohe Kursrü­ckgänge gab es insbesondere in Frankreich, wo Präsi­dent Macron nach Stimmengewinnen für die Rechtspo­pulisten Neuwahlen zum französischen Parlament an­setzte und dabei im ersten Wahlgang wieder hohe Ver­luste erlitt. Der französische Leitindex CAC-40 fiel zum Ende des Quartals auf 7.479 Zähler. Der Verlust im zweiten Quartal ist mit 8,9 Prozent etwas höher als der Zuwachs aus dem ersten Quartal.

Der Euro-Stoxx-50 verlor im Berichtszeitraum 3,7 Pro­zent auf 4.894 Punkte. Besser hielt sich der Deutsche Aktienindex DAX, der im Mai neue Rekorde erreichte (18.892,9 Zähler im Handelsverlauf und 18.869,4 Punk­te auf Basis der Xetra-Tagesschlusskurse) und im Zeit­raum April bis Juni nur 1,4 Prozent auf 18.235 Zähler verlor. Dabei half auch die Einrechnung der Dividenden, die größtenteils in den vergangenen Wochen für das vorausgegangene Jahr ausgeschüttet wurden. CAC-40 und Euro-Stoxx-50 sind im Gegensatz zum Performanceindex DAX sogenannte Kurs- oder Preisin­dizes, bei denen Dividenden nicht in die Berechnung einfließen. Diese Indizes leiden dementsprechend unter Dividendenzahlungen, weil die Aktienkurse einen Divi­dendenabschlag erfahren.

Auch am japanischen Aktienmarkt gab es nach dem starken ersten Kalenderquartal im April Gewinnmitnah­men. Der Nikkei-225-Index, der im März erstmals die Marke von 41.000 erreicht hatte, fiel bis auf rund 37.000 Punkte, also um fast 10 Prozent, stabilisier­te sich aber im Verlauf des Quartals und beendete es schließlich mit einem Rückgang von 1,9 Prozent bei 39.583 Zählern. Der repräsentativere Topix-Index schaffte sogar in kleines Plus von 1,5 Prozent.

Bei den Emerging Markets galt die Aufmerksamkeit wei­terhin vor allem China und Indien. Nach zwei Jahren mit hohen Kursverlusten setzte sich die im Februar begon­nene Kurserholung an den chinesischen Aktienmärkten bis Mitte Mai fort. Der Hang Seng Index in Hongkong kletterte in einer Rallye von unter 17.000 Punkten auf gut 19.600 Zähler und erreichte damit wenigstens wie­der das Kursniveau vom Sommer vergangenen Jahres. Er beendete das Quartal mit einem Plus von 7,1 Pro­zent bei 17.719 Zählern.

Der Hang Seng China Enterprise Index erholte sich so­gar um 9,0 Prozent. Dass der Kursaufschwung aber nicht alle chinesischen Aktien erfasste, zeigt der Shang­hai-A-Index, der im zweiten Quartal weiter zurückfiel und 2,4 Prozent einbüßte. Gemessen an den betriebs­wirtschaftlichen Daten gelten viele chinesische Aktien als preiswert. Grund dafür ist allerdings eine Zurückhal­tung der Investoren wegen der politischen Rahmen­bedingungen. Angesichts des aggressiven Auftretens der Volksrepublik gegenüber Nachbarländern verhäng­ten die USA Sanktionen im Bereich Hochtechnologie. Zudem drohen China wegen seiner Exportpolitik immer wieder Schutzzölle. Diese Risiken hatten bereits zu Um­schichtungen von Investoren nach Indien geführt. Der dortige Aktienmarkt hatte nach den hohen Kursgewin­nen 2023 und vor den Wahlen zunächst eine abwarten­de Haltung eingenommen. Das Wahlergebnis, dass Premier Modi und seine Hindu-Nationalisten zu einer Koalition zwingt, wurde dann aber positiv aufgenom­men. Der Sensex Leitindex der Börse Bombay kletterte auf neue Rekordhöhen und beendete das Quartal mit einem Plus von 7,3 Prozent.

Noch besser schnitt der taiwanesische Aktienmarkt ab. Der Taiwan Weighted Index (TWI) stieg um 13,5 Pro­zent. Taiwan ist der wichtigste Produktionsstandort für Mikrochips weltweit und profitiert vom stark steigenden Chip-Bedarf durch Künstliche Intelligenz. Die Aktie des Indexschwergewichts Taiwan Semiconductor Manufac­turing stieg seit Jahresbeginn um über 70 Prozent. An den Aktienmärkten Lateinamerikas setzte sich nach den Kursgewinnen im Vorjahr die Konsolidierung fort. Der brasilianische Bovespa Index verlor im zweiten Quartal 3,0 Prozent und der mexikanische IPC Index 8,6 Pro­zent.

Nachdem die Aktienkurse der großen Goldminenbetrei­ber im ersten Quartal von Sorgen um hohe Kosten und Risiken belastet worden waren, profitierten sie in den darauffolgenden drei Monaten vom steigenden Gold­preis. Der FT Goldmines Branchenindex verzeichnete für den Berichtszeitraum einen Anstieg um 8,1 Prozent.

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Bericht für das 1. Quartal 2024

Die Erwartungen an das Tempo und das Ausmaß der Leitzinssenkungen in den USA mussten verringert wer­den. Dies belastete im ersten Quartal die Anleihemärk­te. An den Aktienbörsen wurden die vorherrschenden Aufwärtstrends dagegen kaum gebremst.

Konjunktur, Inflation und Leitzinsen

Die nach den Zinserhöhungen aus dem Jahr 2022 für 2023 erwartete Rezession in den USA lässt weiter auf sich warten. Vielmehr wächst die US-Wirtschaft, wenn auch nicht stark. Die Inflationsraten sanken in den meis­ten Volkswirtschaften weiter, blieben aber über den er­klärten Zielgrößen der Notenbanken. So lag die Jahres­rate des Preisanstiegs in den USA im ersten Quartal knapp über drei Prozent, das Ziel jedoch bei einem Durchschnitt von nur zwei Prozent.

Angesichts guter Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten dürfte die US-Notenbank ihren Kampf gegen die Inflati­on noch nicht beenden. So dämpfte US-Notenbankprä­sident Powell die Erwartungen einer Lockerung der Geldpolitik mehrfach. In Jahren, in denen in den USA Präsidentschaftswahlen stattfinden, vermeidet die US-Notenbank tendenziell starke Veränderungen ihrer Leit­zinsen. Zinssenkungen könnten von Kritikern als Unter­stützung des amtierenden Präsidenten ausgelegt wer­den. Dem Vorwurf einer Einmischung in die Politik will sich die Federal Reserve nicht aussetzen. Auch das spricht, neben der robusten Konjunkturentwicklung, ge­gen rasche und weitreichende Senkungen der Fed Funds Rate, die schon seit Juli 2023 unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent liegt.

Auch die Bank of England beließ ihren Leitzins unverän­dert bei 5,25 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) sah den Zeitpunkt für eine Einleitung des Zins­senkungszyklus ebenfalls noch nicht gekommen. Eher überraschend senkte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent.

Als historisch wurde vor allem die Zinsentscheidung in Japan bezeichnet. Die Bank of Japan (BoJ) entschied, die Spanne für die kurzfristigen Zinssätze geringfügig anzuheben. Sie legte den Tagesgeldsatz als neuen Leit­zins fest und beschloss, ihn in einer Spanne von Null bis 0,1 Prozent zu halten, indem sie unter anderem 0,1 Prozent Zinsen auf Einlagen bei der Zentralbank zahlt. Mit dieser Zinsanhebung ist die Bank von Japan die letzte der großen Zentralbanken der Welt, die sich von der Politik der Null- und Negativzinsen verabschiedet. Diese hatte sie 2016 im Kampf gegen die Deflation ein­geführt.

Renten, Währungen und Rohstoffe

An den Anleihemärkten erwies sich der Optimismus aus den beiden letzten Monaten des Vorjahres als etwas zu groß. Die Kurse von festverzinslichen Wertpapieren sanken, ihre Renditen stiegen dadurch. Für US-Staats­anleihen mit zehn Jahren Laufzeit stieg die Rendite im Laufe des Berichtszeitraumes zeitweilig auf 4,35 Pro­zent, im Kalenderquartal schließlich um 33 Basispunkte auf 4,2 Prozent. Die entsprechende Rendite deutscher Bundesanleihen kletterte ähnlich, nämlich um 27 Basis­punkte – allerdings auf niedrigerem Niveau. Sie lag En­de März bei 2,3 Prozent. Der Bund-Future, der die Kurs­entwicklung deutscher Bundesanleihen an der Termin­börse angibt, verzeichnete im ersten Quartal einen Ver­lust von 2,8 Prozent auf 133,3 Punkte.

An den Devisenmärkten zeigte sich das wichtige Euro/US-Dollar-Verhältnis vergleichsweise stabil. Der Wechselkurs pendelte zwischen 1,07 und 1,10 US-Dol­lar pro Euro. Letztendlich profitierte die US-Währung von den reduzierten Zinssenkungserwartungen, denn damit bleibt der Zinsvorteil des US-Dollars gegenüber dem Euro erhalten. Ein Wechselkurs von 1,079 US-Dol­lar pro Euro per Ende März bedeutet für das erste Quar­tal einen Anstieg des US-Dollars gegen Euro um 2,2 Prozent.

Entgegen den vorherrschenden Markterwartungen konnte das Ende der Negativzinsen in Japan den Ab­wärtstrend des japanischen Yen nicht sofort umkehren. Gegen Euro fiel die japanische Währung mit 165 Yen/Euro auf den tiefsten Stand seit 2008. Und der US-Dollar notierte bei ungefähr 152 Yen, dem niedrigsten Niveau der japanischen Währung seit 1990. Damit ver­lor der Yen gegenüber dem US-Dollar im ersten Quartal nochmals 7,3 Prozent.

Die Kursrallye der meisten Kryptowährungen setzten sich unter Führung des Bitcoins fort. Nach Zulassung der ersten Bitcoin Spot ETFs in den USA erlebten diese im Rekordtempo Milliardenzuflüsse. Der Wechselkurs des Bitcoins stieg im Verlauf des ersten Quartals um 67 Prozent auf rund 71.200 US-Dollar. Mitte März wurde mit rund 73.800 US-Dollar ein neuer Rekordwert er­reicht.

An den Rohstoffmärkten ließen die robuste Weltkon­junktur und die Ängste vor einer Eskalation des Nahost-Konfliktes den Öl- und den Goldpreis weiter steigen. Der Ölpreis kletterte um rund 14 Prozent auf 82,60 US-Dollar für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI und auf gut 87 US-Dollar für ein Barrel der europäischen Sorte Brent. Den halbherzigen Sanktionen der G7-Staa­ten gegen Russland gelang es nicht, einen entspre­chenden Anstieg des Ölpreises für Russland zu verhin­dern. Allerdings konnte die Ukraine bei ihrem Abwehr­kampf gegen den Aggressor mehrfach russische Raffi­nerien beschädigen, sodass Moskau Exporte von Ben­zin und Diesel weitgehend untersagen musste. Trotz des hohen Gewichts von Öl im Bloomberg Commodity Index stieg dieser im ersten Quartal nur um 0,9 Prozent, denn andere Rohstoffpreise veränderten sich wenig oder fielen.

Der Goldpreis beendete das Quartal mit einem Anstieg um 8,3 Prozent auf einem neuen Rekordwert von 2.234 US-Dollar. Weil der Euro anders als im Vorquartal ge­gen US-Dollar etwas an Wert verlor, fällt der Gewinn in Euro gerechnet mit 10,8 Prozent auf 2.070 Euro noch höher aus.

Aktienmärkte

An den Aktienmärkten hielt die gute Stimmung im ersten Quartal an. Sie stützte sich auf überwiegend gute Unter­nehmensergebnisse und die Hoffnung auf weiterhin gu­te Geschäfte. Dazu sollen Innovationen vor allem im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) beitragen, was für Kursfantasie bei den Aktien der vermeintlichen Profiteu­re sorgte. So setzte die Nvidia-Aktie ihren Höhenflug fort. Der Designer von KI-Prozessoren erfreut sich einer monopolartigen Stellung als Anbieter entsprechender Mikrochips und macht hohe Gewinne. Der Aktienkurs stieg in den ersten drei Monaten dieses Jahres um mehr als 90 Prozent, obwohl er sich bereits im Vorjahr mehr als verdoppelt hatte.

Allerdings werden nicht mehr alle großen US-Technolo­gieaktien, die als „glorreiche Sieben“ bekannt sind, vom Erfolg verwöhnt. Der Aktienkurs des E-Auto-Pioniers Tesla verlor seit Jahresbeginn rund ein Drittel seines Wertes. Gegenüber der euphorischen Bewertung Ende 2021 hat sich der Börsenwert des Tesla-Konzerns von über einer Billion US-Dollar kommend halbiert.

Die meisten US-Konzerne konnten mit ihren Geschäfts­zahlen und ihren Ausblicken die Investoren überzeugen. Damit stützt die Berichtssaison mit den Geschäftsergeb­nissen des vierten Quartals und des Gesamtjahres 2023 den Aktienmarkt, sodass die Wallstreet die schrumpfende Zinssenkungsfantasie gut verkraftete. Der populäre Dow Jones Industrial Average Index nä­herte sich in seinem fortgesetzten Aufwärtstrend erst­mals in seiner Geschichte bis auf 110 Punkte der Marke von 40.000 Zählern. Der älteste Aktienindex der Welt beendete das Quartal mit einem Zuwachs um 5,6 Pro­zent bei 39.807 Punkten.

Der für den Gesamtmarkt repräsentativere S&P-500-In­dex überschritt im Februar erstmals 5.000 Punkte und beendete das Quartal mit einem Gewinn von 10,2 Pro­zent mit neuen Rekordwerten bei 5.254 Zählern. Der noch stärker von großen Technologie-Konzernen ge­prägte Nasdaq-100 überwand die Marke von 18.000 Punkten, markierte im März bei 18.465 Zählern einen neuen Rekordwert und beendete das Quartal mit einem Plus von 8,5 Prozent bei 18.255 Punkten.

Nebenwerte machten den Kursaufschwung nicht in der ganzen Breite des Marktes mit. Der Russell-2000, in dem die Aktienkurse von 2.000 US-Aktien ohne die 1.000 größten Unternehmen zusammengefasst werden, stieg in den ersten drei Monaten des Jahres nur um 4,8 Prozent.

Nachdem die erste Januarhälfte von einer Konsolidie­rung geprägt war, setzten sich die Aufwärtstrends auch an den europäischen Aktienmärkten fort. Dabei übertraf die Aufwärtsdynamik des Euro-STOXX-50 ab Ende Ja­nuar sogar diejenige der Wallstreet und der Nasdaq. Der Leitindex der Eurozone beendete das Quartal bei 5.083 Punkten mit einem Plus von 12,4 Prozent und dem höchsten Stand seit über 20 Jahren. Der paneuro­päische STOXX 600 Index kletterte, ebenfalls ohne Divi­dendeneinrechnung, erstmals über 500 Punkte und er­klomm damit neue historische Höchststände.

Auch nationale Aktienindizes wie der Deutsche Aktienin­dex DAX oder der französische CAC-40 erreichten neue Rekorde. Der DAX schaffte in den ersten drei Monaten des neuen Jahres einen Anstieg um 10,4 Prozent auf 18.492 Zähler, der CAC-40 um 8,8 Prozent auf 8.206 Punkte. Eine mögliche Aufholjagd europäischer Neben­werte wollte in der Breite des Marktes noch nicht in Gang kommen. Insbesondere der MDAX für mittelgroße deutsche Aktien blieb klar hinter der Entwicklung der Standardwerte zurück. Er beendete das Quartal nahezu unverändert.

In Asien blieb die Börsenentwicklung sehr unterschied­lich. Die japanische Börse profitierte vom zunehmenden Interesse der Investoren. Sowohl viele in- als auch aus­ländische Investoren gelten bei japanischen Aktien als unterinvestiert. Der Nikkei-225-Index sprang in der ers­ten Januarhälfte über die Marke von 34.000 Zählern, die seit Mitte des Vorjahres einen Widerstand gebildet hatte, und stellte danach seinen alten Rekordwert aus dem Jahr 1989 ein. Dieser war auf dem Höhepunkt der Japan-Euphorie der 1980er Jahre erreicht worden. En­de März notierte der Nikkei-225 schließlich bei 40.369 Punkten und damit 20,6 Prozent höher als zum Jahres­beginn. Der modernere Topix Index verzeichnet mit 17,0 Prozent einen ähnlich hohen Zuwachs für das erste Quartal.

Ebenfalls zweistellige Prozentzuwächse im Fernen Os­ten verzeichnete außerhalb Japans der Aktienmarkt Tai­wans. Der TWI Index stieg im ersten Quartal um 13,2 Prozent. Haupttreiber waren Kursgewinne der Elektro­nik-Werte, allen voran des Mikrochipherstellers und In­dexschwergewichts Taiwan Semiconductor Manufactu­ring, kurz TSMC.

Der indische Aktienmarkt konnte dagegen seine Kursrallye nur noch verlangsamt fortsetzen. So ver­zeichnet der Sensex 30 Index der Bombay Stock Ex­change (BSE) für die ersten drei Monate des Jahres nur ein Plus von 2,0 Prozent. Nach den hohen Kursgewin­nen zuvor kommt eine ausgeprägte Konsolidierung nicht überraschend, zumal auch die fundamentale Be­wertung des indischen Aktienmarktes im Vergleich zu anderen Schwellenländern hoch ist. Relative Schwäche zeigten weiterhin die chinesischen Aktienmärkte. In Hongkong fiel der Hang Seng Index zeitweilig unter 15.000 Punkte und damit in die Nähe seiner Zehn-Jah­res-Tiefs. Erst ab Februar zeigten sich Anzeichen einer Stabilisierung, wohl auch aufgrund von Maßnahmen der Regierung zur Stützung der Kapitalmärkte. Der Hang Seng Index kehrte immerhin in die Nähe der 17.000er Marke zurück. Er beendete das Quartal schließlich bei 16.541 Zählern mit einem Rückgang von 3,0 Prozent. Ähnlich schnitt der Shanghai A Aktienindex mit einem Verlust von 2,5 Prozent ab.

Die Aktienmärkte Lateinamerikas erlebten nach den Kursgewinnen im Vorjahr eine Konsolidierung. Der bra­silianische Bovespa Index verlor bis Ende März 4,5 Pro­zent, der mexikanische IPC Index veränderte sich dage­gen kaum (minus 0,1 Prozent).

Nachdem die Aktienkurse der großen Goldminenbetrei­ber 2023 vom Anstieg des Goldpreises profitiert hatten, bremsten im ersten Quartal Sorgen um hohe Kosten und Risiken die Aktienkurse. Der FT Goldmines Bran­chenindex verzeichnete für den Berichtszeitraum einen Rückgang um 2,2 Prozent, womit sich die Schere zwi­schen dem Goldpreis und den Aktienkursen der Goldmi­nen wieder weit geöffnet hat.

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